: "Sag NEIN!"
■ betr.: "Bagdad spürt die Folgen des Embargos", taz vom 12.11.90
betr.: „Bagdad spürt die Folgen des Embargos“, taz vom 12.11.90
„Die Front gegen Saddam Hussein steht“, sagt US-Außenminister Baker. Tatsächlich hat es den Anschein, als seien sich die gegen den Irak zusammengeschlossenen Länder einig. Einig in der Einschätzung, daß der Golf-Konflikt über kurz oder lang nur in einer militärischen Konfrontation münden kann. [...]
Interessant dabei ist die Frage, was der immer wahrscheinlicher werdende militärische Schlagabtausch im Golf mit uns zu tun hat, die wir mitten in Europa leben, und welche Konsequenzen daraus eigentlich gezogen werden müßten. [...]
Dazu ist immer wieder wichtig, auf die Verstrickungen bundesdeutscher Rüstungskonzerne sowie der zuständigen Behörden im Irak-Waffengeschäft hinzuweisen. Dazu gehört auch die Suche (von Nicht-Militärs) nach einer gewaltfreien Lösung der Krise, um damit dem Militär die gänzliche und alleinige Beanspruchung, einer Konfliktlösung in seinem Sinne, die Berechtigung zu entziehen.
Was bleibt, ist die Hoffnung, daß möglichst viele SoldatInnen (am besten alle) ihren Kriegsdienst verweigern werden (beziehungsweise desertieren werden), frei nach den Worten von Wolfgang Borchert: „Du Mann (und Frau) auf dem Dorf und Mann (und Frau) in der Stadt. Wenn sie morgen kommen und dir den Gestellungsbefehl bringen, dann gibt es nur eins: Sag NEIN!“
Dies mag eine naive Hoffnung sein, doch sie ist um so vieles weniger naiv als die Hoffnung, der Konflikt ließe sich mit militärischen Mitteln lösen. Hermann Theisen, Bad Münster am Stein-Ebernburg
In jüngster Zeit werden in den USA immer mehr Stimmen laut, die sich gegen ein militärisches Vorgehen am Golf wenden. Selbst aus dem amerikanischen Nahost-Krisenstab wird Präsident Bush kritisiert, den Truppeneinsatz mit der Verteidigung der Freiheit zu rechtfertigen, obwohl es den USA nur um die Sicherung billiger Ölvorräte ginge. [...]
Je länger sich amerikanische Truppen in Saudi-Arabien aufhalten, desto stärker werden unter den arabischen Massen die Gefühle des arabischen Nationalismus anschwellen und desto größer ist die Gefahr, daß die historisch einmalige Front gegen den Diktator zusammenbricht. Ein Krieg würde allerdings den Nahen Osten gänzlich zum Explodieren bringen.
Um so erschreckender ist die Bereitschaft, tatsächlich im Golf loszuschlagen und pro Gefechtstag 30.000 Menschen zu opfern. Man muß an der Vernunft derjenigen Politiker zweifeln, die einen Krieg als Ausweg sehen, der Giftgas, taktische Atomwaffen und die Auslöschung eines ganzen Erdteils (von Israel bis Kuwait) beinhalten würde.
Fragwürdig sind auch die Bestrebungen Bundeskanzler Kohls, das Grundgesetz zu ändern, um deutsche Soldaten außerhalb der Bundesrepublik stationieren zu können. Im Irak sind es auch deutsche Waffen und Giftgas, die Saddam Hussein auf die westliche Welt richtet. Leider halten sich die Politiker immer noch zurück, ein Rüstungsexportverbot auszusprechen.
Es stellt sich die Frage, ob in der heutigen Zeit Konflikte überhaupt mit militärischen Mitteln gelöst werden können. Andreas Abendorf, Susanne, Perpetua und Bernhard Welsch, Singen
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