: Gegen den vorweihnachtlichen Verkehrsinfarkt
■ Bewachter Fahrradparkplatz am Domshof, Gepäckdepots und kleine Belohnung für das Parken außerhalb der City
Die Bremer Parkplatz GmbH will RadfahrerInnen das Einkaufen in der Innenstadt erleichtern. Um mehr BremerInnen während des bevorstehenden Weihnachtsruns auf die City aus dem Auto auf das Fahrad zu bekommen und AutofahrerInnen aus dem zentralen Innenstadtbereich herauszuhalten, gibt es vom kommenden Freitag an drei Neuerungen. Auf dem Domshof wird ein bewachter Fahrradparkplatz eingerichtet. Und an zwei Standorten in der Innenstadt (Parkhaus Langenstraße und Lloyd-Passage) gibt es Gepäckdepots, damit WeihnachtseinkäuferInnen ihre Geschenke bis zum Ende des Kaufbummels zwischenlagern können.
Während diese Ideen von einem breiten Spektrum von der Handelskammer bis zum Allgemeinen Deutschen Fahrrad Club getragen und begrüßt werden, gibt es an der dritten Maßnahme der Parkplatz GmbH Kritik. Diese sieht eine Art kombinierten Auto-Straßenbahn-Verkehr vor. Wer während der Vorweihnachtstage vom 1. bis 23. Dezember sein Auto in der Theatergarage oder im Parkhaus Diepenau (hinter Saturn) abstellt, kann auf Kosten der Parkplatz GmbH mit der Bahn in die City weiterfahren. Die zwei Mark für den Kurzfahrschein werden bei der Rückkehr zum Parkhaus ersetzt.
Innensenator Peter Sakuth bezeichnete das „Parkticket Plus“ gestern als „Schnupperangebot“ und „Denkanstoß“ für diejenigen, denen es schwer falle, ganz auf den ÖPNV umzusteigen. Für den Geschäftsführer der Parkplatz GmbH, Peter Rienäcker, ist die gesamte Aktion „ein bescheidener Beitrag zum Miteinander.“ Und auch die Handelskammer und die Arbeitsgemeinschaft Bremen Werbung begrüßten gestern, daß sich erstmals verschiedene Gruppierungen zusammengefunden haben, um zu Beginn der Weihnachtszeit für einen „sozialverträglichen Stadtverkehr“ zu werben.
Auch der ADFC war auf der Pressekonferenz dabei, doch davon, daß die Benutzung von Parkhäusern „sozialverträgliches Verhalten“ sei, mochte ADFC- Vorsitzender Joachim Klaas nichts wissen. Die Aktion „Parkticket Plus“ stehe im Widerspruch zu Positionen des ADFC, da man Unmwelt und Mitmenschen auch dann belaste, wenn das angesteuerte Parkhaus einige hundert Meter außerhalb der City liege.
Nicht zum Kreis der Unterstützer gehört das Ortsamt Mitte. Ortsamtsleiter Hucky Heck, dennoch zu Pressekonferenz geladen, lobte das „faire Vorgehen“ der Parkplatz GmbH und die gemeinsamen Versuche „das Verkehrschaos zu ordnen.“ Doch die Strategie, Autofahrer in der Vorweihnachtszeit weiterhin in die, wenn auch nicht ganz zentral gelegenen, Parkhäuser zu locken, mochte Heck nicht mittragen.
Leise Kritik an der Bremer Straßenbahn AG kam von Geschäftsführer Rienacker, Senator Sakuth und Handelskammer- Vertreter Nullmayer. Denn die Straßenbahn wollte sich trotz gemeinsamer Vorgespräche nicht an der Aktion beteiligen. Straßenbahn Pressesprecher Wolfgang Pietsch begründete dies auf Nachfrage mit „gegenteiligen Interessen“ der Parkplatz GmbH und der BSAG. Ein gemeinsamer Auftritt passe im Moment nicht in die „deutliche Marketing-Kampagne“ der Straßenbahn gegen Autos und Parkhäuser. Pietsch: „Wir brauchen eine klare Linie.“ hbk
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