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Krise in Babylon

Zu einer Zeit, als Irak noch „Babylon“ hieß und dessen Herrscher nicht Saddam Hussein, sondern „Nebukadnezar“, warnte der Prophet Jeremia das Volk Israel davor, einen Feldzug gegen Babylon zu starten. Es sei besser, das Joch Nebukadnezars zu tragen, als mit einem militärischen Angriff eine Katastrophe heraufzubeschwören. Der einsamene Warner aus Jerusalem:

„Laß dich warnen, Jerusalem, daß mein Herz sich dir nicht entfremde, daß ich dich nicht mache zur Wüstenei, zum unbewohnten Lande. (...) So hört ihr denn ihr Frauen das Wort des Herrn, euer Ohr vernehme das Wort seines Mundes! Lehrt eure Töchter die Klage, eine jede die andre den Trauergesang: Der Tod ist uns durchs Fenster gestiegen und eingedrungen in unsere Paläste. Er schlägt das spielende Kind auf der Gasse und den jungen Mann auf dem Markte und es liegen die Leichen der Menschen wie Mist auf dem Felde, wie Halmbüschel hinter dem Schnitter, die keiner sammelt. (...)

Jeremia riet dem jüdischen König zu Verhandlungen mit Babylon. Vergeblich:

„Wirst Du hingehen zu den Fürsten des Königs zu Babel, so sollst du leben bleiben, und diese Stadt soll nicht verbrannt werden, wirst du aber nicht hinaus gehen, so wird diese Stadt den Chaldäern in die Hände gegeben...“

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