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Energiepflanze

■ Tropische Schilfgräser als Sprit- und Stromlieferanten

Die Idee von einer Pflanze, die alle Versorgungsprobleme mit Strom und Sprit ohne Sorge um Rohstoffe und Umwelt in ökoreine Luft auflöst, bleibt noch ein Traum. Zwar gibt es die Pflanze, die das Wunder einer sich ständig selbst regenerierenden Energiequelle vollbringen soll, schon seit langem, doch bis sie Wohnungen mit Wärme und Autos mit Treibstoff versorgen kann, wird sie noch viele Triebe an vielen Standorten entwickeln müssen.

„Miscanthus“ und „Arundo donax“ heißen die beiden schilfartigen Gewächse, die in den Tropen und Subtropen beheimatet sind und dort seit Urzeiten aufs prächtigste, aber weitgehend ungenutzt gedeihen. Seit ein paar Jahren hat sich das ebenso schön wie falsch als „Elefantengras“ bezeichnete Schilfgewächs auch auf einigen deutschen Feldern verwurzelt — auf den Versuchsflächen pflanzenbaulicher Forschungseinrichtungen. Dort werden Nutzen und Risiken einer Einbürgerung exotischer Pflanzen, aber auch Neuzüchtungen aus heimischen Arten getestet. Interessant sind die Pflanzenstudien nicht nur für die Landwirtschaft als Nahrungslieferant, sondern zunehmend auch für die Versorgungsunternehmen als Energielieferanten. Seit vier Jahren experimentiert die Stuttgarter Energie Versorgung Schwaben AG (EVS) auf ihrem oberschwäbischen Hofgut Gutenzell bei Ochsenhausen und seit einem Jahr auch auf den Feldern der Landesanstalt für Pflanzenbau im badischen Rheinstetten-Forchheim mit sogenannten Energiepflanzen. Mit der Biomasse solcher Pflanzen könnten sich langfristig Energieprobleme umweltfreundlich lösen lassen.

„Miscanthus“ und „Arundo donax“ haben dabei in der klimabegünstigten Rheinebene die besten Ergebnisse von elf untersuchten Pflanzenarten gebracht. Der Ertrag an Biomasse war mit 40 Tonnen pro Hektar fast achtmal so groß wie bei den heimischen Pflanzen. Getrocknet und gehäckselt können die Schilfschnipsel zu Biobriketts gepreßt und verfeuert, als Staub in Heizkessel geblasen oder als Gemisch mit Luft Gasturbinen antreiben. Der Brennwert von einem Kilogramm Biomasse entspricht dabei dem von 0,4 Liter Öl.

Das Besondere der Schilfgräser, so schwärmen die Forscher, ist deren geschlossener CO2- Kreislauf. Bei ihrer Verbrennung wird nicht mehr Kohlendioxid freigesetzt, als die Pflanzen vorher für ihr Wachstum aufnehmen müssen. So könnte auch die Umweltbelastung durch Kohlendioxid vermindert werden.

Trotzdem wird das jederzeit verfügbare Schilfgras noch nicht so bald für Wärme und Treibstoff sorgen: Erntetechnik, Lagerung und Aufbereitung für die Verbrennung sowie der Einfluß des großflächigen Anbaus auf Landschaft und Kleinklima sind noch ungelöste Probleme. dpa/taz

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