“Biz Bize“ zum letzten

■ Freitag begräbt Rundfunkrat tägliche türkische Sendung / „Ausgesessen“

Fünf Hungerjahre lang konnte sich bei Radio Bremen die tägliche türkischsprachige Regionalsendung „Biz Bize“ im Programm halten. Noch in diesem Frühjahr beschloß der Rundfunkrat vollmundig die weitere Existenz der 35-minütigen Billigsendung und stellte sich damit breitseitig gegen das Radio-Bremen- Direktorium. Diese Entschlußkraft hielt jedoch nur bis Ende September an: Dann empfahlen die Mitglieder dreier ständiger Ausschüsse des Rundfunkrates, das tägliche „Biz Bize“ einzustellen und als Ersatz eine Sonntagssendung einzuführen. Morgen, Freitag, haben die RundfunkrätInnen das letzte Wort.

Auf ihrer Tagesordnung taucht „Biz Bize“ gar nicht mehr auf. Versteckt ist die Zukunft der Sendung im Tagesordnungspunkt „Genehmigung des Wirtschaftsplans 91“. In diesem Wirtschaftsplan sind für „Biz Bize“ noch 50.000 Mark vorgesehen — für eine sonntägliche Ersatzsendung. In den fünf Jahren ihrer Existenz war der Etat der täglichen Sendung „Biz Bize“ bereits von 300.000 auf 130.000 Mark herunter gekürzt worden. Entsprechend hatte die Qualität der Sendung gelitten. Mit eben dieser mangelnden Qualität wird nun das Ende der Sendung begründet: Die Leiterin der Stadtbibliothek Martha Höhl, vom Senat in den Rundfunkrat entsandt, zur taz: „Das tägliche Biz Bize war keine gute Sendung mehr. Das hat nur noch Feigenblattfunktion. Es ist besser, man macht einmal in der Woche eine wirklich gute Regionalsendung.“ Der einzig verbliebene redaktionelle Mitarbeiter der Sendung, Mesut Yigiter, läßt dieses Argument nicht gelten: „Mit 50.000 Mark sollen 52 'gute' Sonntagssendungen gemacht werden. Ein Mitarbeiter erhält ein Zwei-Tages-Honorar und soll alles alleine machen: Musik aussuchen, Beiträge machen, Recherchieren, Moderieren, das Zuspielband fertig machen, die Nachrichten sprechen... Ob man dasselbse einem deutschen Programm zumuten würde, bezweifle ich.“

Während im letzten Winter noch jede Woche bis zu hundert türkischsprachige HörerInnen vorm Radio Bremen Gebäude demonstrierten und den Rundfunkrat zum Umschwenken brachten, ist der Protest jetzt müde geworden. Solidaritätsadressen sandten noch die Industriegewerkschaft Medien und die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft. Auch der SPD-Fraktionsvorsitzende Claus Dittbrenner hatte sich schriftlich für ein tägliches „Biz Bize“ stark gemacht. Weiteren Einsatz hatte er nicht gezeigt. Dittbrenner begründete das gegenüber der taz so: „Ich gehe davon aus, daß die SPD- Rundfunkratsmitglieder lesen können.“

Der SPD-Rundfunkrat Manfred Fluß erklärte sich für „Biz Bize“ nicht zuständig. Schließlich sei er Mitglied im Fernsehausschuß. Er verwies auf den Ortsbevollmächtigten der IG- Metall, Heinz Meinking, der in Rundfunkdingen kompetenter sei. Doch Heinz Meinking hatte bei Abstimmungen, in denen es um „Biz Bize“ ging, durch Abwesenheit geglänzt. Der grüne Rundfunkrat Jochen Rieß: „SPD und die Gewerkschaften haben nie richtig inhaltlich hinter 'Biz Bize' gestanden. Sie nutzen jede sich bietende Gelegenheit, um sich aus den Beschlüssen rauszustehlen.“

Im Sender hat „Biz Bize“ ebenfalls fast keine UnterstützerInnen mehr. „Das Problem ist ausgesessen“, sagte der Personalratsvorsitzende Werner Mauermann zur taz: „Don Quichotte zu spielen und gegen Windmühlenflügel anzurennen, habe ich keine Lust.“ B.D.