Südafrikas PAC will Vermittler sein

Gestern begann die erste Konferenz des Panafrikanistischen Kongresses seit der Legalisierung/ Bisherige Veränderungen in Südafrika „unwichtig“/ Bald Verhandlungen mit der Regierung?  ■ Aus Johannesburg Hans Brandt

Zur gestrigen Eröffnung der Konferenz des radikalen Panafrikanistischen Kongresses (PAC) in Johannesburg wurde spekuliert, daß eine Mehrheit der etwa 400 Delegierten dem ANC in Verhandlungen mit der Regierung folgen könnte. Die Organisation hat eine Einladung der Regierung bisher weder angenommen noch abgelehnt. Doch in seiner Eröffnungsrede betonte PAC-Vizepräsident Clarence Makwetu die harte Linie der Organisation.

Die Veränderungen in Südafrika „sind unwichtig, da sie lediglich die Apartheid reformieren sollen“, sagte der Mann, der wohl zum Nachfolger des vor kurzem verstorbenen PAC-Präsidenten Zephania Mothopeng gewählt werden wird. Der PAC müsse seinen Kampf gegen die Minderheitsregierung — auch mit Waffengewalt — fortsetzen. Die Delegierten begrüßten militante Aussagen mit Ausrufen wie „Nieder mit Verhandlungen!“ und „Für jeden Siedler [Weißen] eine Kugel!“.

Makwetu sprach andererseits von der Notwendigkeit, mit anderen schwarzen Oppositionsgruppen eine Einheitsfront zu bilden. „Politische Intoleranz muß aufhören“, sagte er. „Es ist dumm, bereits existierende Organisationen zu ignorieren oder sie durch Gewalt ausmerzen zu wollen.“ Damit verwies Makwetu vor allem auf die blutigen Kämpfe zwischen Anhängern des ANC und der konservativen Inkatha. Auch in der Nacht zum Freitag waren noch einmal acht Menschen in Evaton südlich von Johannesburg ums Leben gekommen. Der PAC hat diese Woche angeboten, zwischen beiden Organisationen zu vermitteln.

Der ANC genießt nach Meinungsumfragen nach wie vor weit mehr Unterstützung in der Bevölkerung als der PAC. Erwartungen, ANC- Anhänger, die über die Verhandlungen mit der Regierung unzufrieden sind, könnten sich dem PAC anschließen, haben sich nicht bestätigt. „Die Aussichten einer Zusammenarbeit mit dem PAC sind viel größer als die mit der Inkatha,“ sagte jedoch Patrick Lekota, ANC-Beobachter bei der Konferenz. „Immerhin haben ANC und PAC seit Jahren parallel gekämpft, unsere Kämpfer nebeneinander in den Gefängnissen gesessen.“ Der PAC wurde zusammen mit dem ANC 1960 verboten. Im Exil war die Organisation derart zerstritten, daß ihre politischen Aktivitäten stark nachließen. Auch nach der Legalisierung im vergangenen Februar hat der finanzschwache PAC noch immer Schwierigkeiten, sich organisatorisch zu konsolidieren. Nur etwa zwanzig exilierte PAC-Mitglieder waren bei dem Kongreß anwesend. Die Abwesenheit des ZK-Vorsitzenden Johnson Mlambo wurde nicht erklärt, obwohl er einer der wenigen war, für die die Regierung bis zum 14. Dezember begrenzte Straffreiheit garantiert hatte.