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Die Heilung des Helfers

■ Von Live-Aid zurück zu ruppiger Live-Musik: Bob Geldof im Modernes

Der Mann hat seinen Platz in den Geschichtsbüchern sicher, und das nicht, weil er vor vielen Jahren mal ein paar Top-Ten-Hits hatte: Bob Geldof, 35, gilt seit jenem „Live-Aid“-Konzert am 13. Juli 1985, als der Erreger der Benefiz-Gigantomie, dieser englischen Krankheit, die inzwischen weltweit alternde Popstars mit Herz für Kinder befällt. Geldof selbst gilt als weitgehend geheilt. Er konzentriert sich wieder vorwiegend auf die Musik, sondert kritische Statements über das Rockgeschäft in Allgemeinen und die Reunion-Euphorie einst berühmter Kollegen im besonderen ab und tourt derzeit mit einem recht frischen Konzept durch die Lande.

Wohl weil sein seichtes Solodebüt „Deep In The Heart Of Nowhere“ vor einigen Jahren ein Flop war, setzt er heuer auf eine rauhe Folk- Komponente und verstärkt sein Ensemble wirkungsvoll mit Violine und Akkordeon. Das ist im Umfeld des andauernden Folk- Revivals nicht unbedingt originell, verbindet in Geldofs Pogramm jedoch stimmig die neuen mit den alten Songs und sorgte im Modernes für ein erfrischend grobes, ungehobeltes Konzert, in dem bewußt auf ausgefeiltes Styling verzichtet wurde.

Nicht alle Songs erwiesen sich als so griffig wie das berühmte „I Don't Like Mondays“, manches wirkte ein wenig zerfasert, vor allem im Mittelteil, wo Geldof bestrebt schien, einem allzu straighten Gesamteindruck vorzubeugen. Er selbst ließ mit seinem fettig verstränten Langhaar, weißem Schlabberhemd und manisch hektischem Rundgefege in Punkto Bühnenpräsenz eine gewisse Seelenverwandtschaft zu unserem Rio Reiser erkennen: weniger wäre hier mehr gewesen.

Doch das Haus war so gut wie ausverkauft, und selbst wenn man den Eindruck haben konnte, daß viele gekommen waren, um den „Live-Aid-Macher“ livehaftig zu sehen: Die Art, wie jeder schrille Piepser abgefeiert wurde, bedeutet wohl, daß Bob Geldof nochmal wiederkommen darf. Rainer Köster

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