: Keine Pillen mehr für neue Bundesländer
Frankfurt (dpa) — Viele westdeutsche Pharma-Unternehmen wollen nach Informationen der Fachzeitung Die Neue Ärztliche vom 1. Januar nächsten Jahres an keine Präparate mehr in die neuen Bundesländer liefern, falls der geplante Preisabschlag von 55 Prozent nicht doch noch von den Politikern verhindert wird. Der Geschäftsführer der Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände (Abda), Johannes Pieck, sagte in einem Gespräch mit der Zeitung, Pharmakonzerne der alten Bundesländer würden zu den neuen Bedingungen vom 1. Januar an nicht mehr in die neuen Bundesländer liefern. Der Anteil an westlichen Medikamenten in den Apotheken der neuen Bundesländer liegt bei etwa 20 bis 30 Prozent.
Pieck sagte weiter, nach Kenntnis seiner Organisation wollen Unternehmen in der früheren DDR ihre Preise zur Jahreswende so erhöhen, daß sie nach Abzug des 55-Prozent- Abschlags wieder auf ihre alten Preise kämen. Damit folgen die Arzneimittelhersteller im Osten nach Meinung von Pieck einer Empfehlung von Bundesarbeitsminister Norbert Blüm (CDU).
Bereits am Montag hatte das zum britischen Chemiekonzern ICI gehörende Arzneimittelwerk ICI Pharma in Plankstadt bei Heidelberg mitgeteilt, daß es sich nicht mehr in der Lage sehe, angesichts der neuen Bestimmungen Medikamente in die fünf neuen Bundesländer zu liefern. Nach Darstellung des Pharma-Verbandssprechers haben auch die Pharmakonzerne Boehringer Mannheim, Grünenthal und Bayer angekündigt, vom 1. Januar an nicht mehr in die ehemalige DDR zu liefern.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 50.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen