: Nur wirtschaftliche Interessen
■ betr.: "Fälschung Volltreffer" (Dallmayer bezieht weiter Kaffee aus El Salvador), taz vom 11.12.90 (Wirtschaft)
betr.: „Fälschungs-Volltreffer“ (Dallmayer bezieht weiter Kaffee aus El Salvador), taz vom 11.12.90 (Wirtschaft)
[...] Wir bedauern, daß die Firma Dallmayr den Import und die Verarbeitung von Kaffee aus El Salvador nicht eingestellt hat. Sie hätte damit ein Signal für die anderen führenden deutschen Kaffeefirmen Jacobs, Tchibo, Eduscho und Aldi setzen können.
Diese hatten wir bereits im Juli diesen Jahres mit der Bitte angeschrieben, eben genau dies zu tun: Den Import, die Verarbeitung und den Verkauf von salvadorianischem Kaffee wegen der gravierenden Menschenrechtsverletzungen in El Salvador und der offensichtlichen Blockierung der UN-vermittelten Friedensverhandlungen zwischen der FMLN-Guerilla und der ARENA-Regierung durch eben diese wesentlich von der Kaffee-Oligarchie und dem Militär getragene Regierung einzustellen. Der deutsche Kaffeeverband antwortete uns in Vertretung der Firmen, daß diese nur wirtschaftliche Interessen verfolgten, belehrten uns aber zugleich darüber, daß es in El Salvador keine Kaffee-Oligarchie mehr gäbe. Auf unsere Richtigungstellung dieser Falschaussage hat der Kaffeeverband nicht reagiert.
Seitdem vertreten wir öffentlich — gerade auch gegenüber den VerbraucherInnen —, daß die Haltung der salvadorinischen Kaffee-Oligarchie ein wesentlicher Hemmfaktor für eine friedliche Lösung in El Salvador ist und informieren die KonsumentInnen über Alternativen zum marktüblichen deutschen Kaffee, in dem sämtlich El-Salvador-Kaffee verarbeitet wird.
Wir meinen, daß die FMLN erhebliche Zugeständnisse mit Hinsicht auf eine friedliche Lösung in El Salvador gemacht hat und denken, daß nun die Regierung, deren Chef Alfredo Christiani selbst ein großer Kaffeeplantagenbesitzer ist, ernstzunehmende Schritte unternehmen sollte.
Solange aber das Verbrechen an den Jesuiten vom 16.11.1989 nicht aufgeklärt ist, solange Gewerkschafter in El Salvador verfolgt und ermordet werden, solange die Regierung nicht zu einer Demilitarisierung der Gesellschaft bereit ist, erscheint es uns notwendig, durch internationale Öffentlichkeit Druck auf die Regierung der Kaffeerepublik El Salvador auszuüben. Thomas Beier für die
Koordination der Kaffeekampagne El Salvador
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