piwik no script img

Eine Frau für Flüchtlinge

■ Perez de Cuellar ärgert Europäer: Eine Japanerin soll UNO-Flüchtlingshochkommissarin werden

Genf (taz) — Mit der von UNO-Generalsekretär Perez de Cuellar vorgeschlagenen Japanerin Sadako Ogata als künftiger Flüchtlingshochkommissarin (UNHCR) in Genf gelangt zum erstenmal in der Geschichte der Vereinten Nationen eine Frau an die Spitze einer ihrer Sonderorganisationen. Die für heute vorgesehene Bestätigung durch die Vollversammlung in New York ist nur noch eine Formsache. Die 63jährige Professorin für politische Wissenschaften war vor allem als Wissenschaftlerin und Beraterin der Regierung in Tokio tätig, die sie von 1976 bis 1979 als Gesandte bei der UNO in New York vertrat.

Mit seinem mutigen und interessanten Vorschlag hat sich Perez de Cuellar über Genfer Seilschaften und traditionelle Ansprüche auf die Besetzung der UNHCR-Spitze hinweg gesetzt und für die vermeintlich chancenloseste unter den Kandidatinnen entschieden. Neben einem von der kanadischen Regierung protegierten Bewerber standen auf der Liste immerhin ein amtierender französischer Minister, ein dänischer Politiker, der österreichiche Botschafter bei der UNO in Genf sowie der ebenfalls in der Rhônestadt residierende Prinz Saddrudin Aga Khan, in den 70er Jahren schon einmal Flüchtlingshochkommissar. Doch nach den schlechten Erfahrungen mit den beiden letzten Hochkommisaren kamen für de Cuellar diesmal weder Politiker mit Ambitionen in ihren Heimatländern in Frage, noch hatten vorliegendene Erfahrungen im Bereich internationaler Organsationen großes Gewicht.Die stellenweise rassistischen Argumente, mit denen die USA und einige EG-Staaten auf die Nominierung eines Inders reagierten und diesen schließlich zum Rückzug nötigten, hat die Bereitschaft des Peruaners de Cuellar, jetzt einen der Kandidaten westlicher Regierungen auszuwählen, noch weiter verringert. Der Berufung von Ogata gingen zudem Zusagen Tokios für erhöhte Finanzleistungen an das UNHCR voraus — angesichts des dramatischen Defizits der Flüchtlingsbehörde und der UNO überhaupt ein schwergewichtiges Argument. Andreas Zumach

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen