piwik no script img

Im Klanggewitter

■ Auch der Bremer Musik-Underground feiert seine Feste wie der Kalender fällt

Ganz schön heavy, das Ganze. Nicht nur, daß allen die Feiertage noch in den Knochen steckten, heavy war auch das line-up der Bremer „Newcomer“ Swim-Two- Birds. Zwei Saxophone, Trompete, Gitarre, Baß und Drums — das riecht es nach wuchtigem Getöse. Kaum daß die Sechs auf der Bühne standen, schienen die Instrumente zu explodieren und gewaltige Klang-Gewitter erfüllten die Kesselhalle des Schlachthofes. Daß sich aber die zweite Auflage von Froher Rest nicht in ein rohes Fest verwandelte, lag an den durchstrukturierten Linien der Band. Mit impressionistischen Ton-Bildern sorgte besonders die Bläsergruppe für Spannung. Kleine Zerfaserungen, die sich bei ihrem Set hin und wieder ergaben, ließen zwar zwischendurch noch kompositorische Kanten erkennen, doch eins ist den Herren Gätjen (Ex-III.Art), Apel und Co. zu bescheinigen. Der intellektuelle Anti-Genre-Trend dieser Jahre ist bei ihnen auf fruchtbaren Boden gefallen. Mit überraschenden Sound-Eruptionen, dichten Baß-Drum-Rhythmusteppichen (Hart und Mattatau) oder kollektiven Big-Band- Schüben überzeugten sie das alsbald geneigte Publikum. S-T-B kennen sich, können etwas und werden ihren Weg machen. Aber das habe ich auch schon bei der III.Art gesagt.

Neben den schon vor zwei Wochen gelobten La Folie Maniac und einer recht lauen Tanzperfomance der Damen Thielebein und Wieschnewski mit der braven Sound-Unterstützung von Amir Arab wollten sich zwei weitere Bremer Formationen in die Ohren und Herzen der ZuhörerInnen spielen. Leider entpuppte sich Garbo Talks als Live-Band zu uninspiriert und zurückhaltend, um für Stimmung zu sorgen. Es fehlt am stimmigen Konzept und Ideen, aber vielleicht hören wir bald mehr. Was der Band mit dem hübschesten Namen fehlte, hatten die Babbits, die früher Rostoks hießen, im Überfluß: Show. Das war grundsolider, melodischer Rock mit Tanzbeinambitionen. Was wollen wir mehr?.

Cool J.F.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen