Keine Chance für DT64?

■ Ex-DDR-Medienminister Müller (CDU) sieht keine Zukunft für das Jugendradio/ DT 64 schrieb an Mühlfenzl

Berlin/Erfurt. Der ehemalige DDR-Medienminister Gottfried Müller (CDU) räumt Jugendradio DT 64 keine Chancen der Weiterexistenz ein. Die Wellen des Jugendradios waren bereits im September letzten Jahres in einem Piratenakt vom RIAS übernommen worden, die Nacht- und Nebelaktion mußte aber nach Hörerprotesten abgebrochen werden. Gestern sagte der ehemalige Medienminister, daß er nicht glaube, daß »das Programm als solches zu erhalten« sei. Jugendgemäße Programmteile müßten künftig von den einzelnen öffentlich-rechtlichen Landes-Rundfunkanstalten übernommen werden. Die Weiterführung bisheriger Zentralprogramme sei vor allem für den Raum Berlin- Brandenburg zu sehen. Nach den Erfahrungen der ARD seien kleinere Sender »nicht zu finanzieren« und würden die neuen Beundesländer »in eine schwache Position bringen«.

Ein Vertreter von DT 64 zeigte sich auf Nachfrage weder überrascht noch beunruhigt über die Äußerungen des ehemaligen Medienministers. Was Müller gesagt habe, sei »seit Monaten bekannt«, meine Lutz Bertram, bei DT 64 verantwortlich für Marketing. Die Meinung Müllers über DT 64 verwundere ihn nicht, werde der Ex-Medienminister doch »bald für Thüringen im Mühlfenzlschen Medienbeirat sitzen«. Lutz Bertram bestätigte, daß das Jugendradio weiterhin eine Privatisierung anstrebt. In dieser Angelegenheit habe man dem christsozialen Rundfunkbeauftragten Mühlfenzl unlängst ein Papier zugestellt. Mühlfenzl habe zwar schon bestätigt das Papier gelesen zu haben, sich aber inhaltlich noch nicht dazu geäußert.

Nach Ansicht von Müller gibt es in Ost- und Westdeutschland unterschiedliche Hörerinteressen. »Westbürgern ist das, was an Informationen aus der ehemaligen DDR kommt, schon zuviel, während umgekehrt unsere Leute sich in den für ‘Wessis‚ gemachten Programmen nicht genügend vorfinden.« dpa/taz