: Theater in den neuen Ländern: Sein oder nicht sein
Bonn (afp) — Die verschiedenen Tarifgebiete im Westen und Osten Deutschlands machen auch den Theatern in den neuen Bundesländern zu schaffen. Theatermacher befürchten einen Exodus von Schauspielern. „Wenn nicht auch auf diesem Gebiet die gleiche Leistung wenigstens annähernd gleich honoriert wird, wird es einen ungeheuren Strom von Schauspielern und technischem Personal von den neuen bundesrepublikanischen Ländern in die der alten Bundesrepublik geben“, befürchtet der Intendant des Staatsschauspiels Dresden, Dieter Görne. Das Präsidiumsmitglied des Deutschen Bühnenvereins sagte gestern der Tageszeitung 'Die Welt': „Jetzt steht die nackte Existenz zur Debatte.“ Eine ähnliche Ansicht vertrat auch August Everding, Generalintendant der bayerischen Staatstheaters und Präsident des Bühnenvereins. Die Gagen, die an den Bühnen zwischen Rostock und Dresden gezahlt werden, lägen etwa bei einem Drittel der im Westen üblichen Gehälter. Everding rechnet allerdings mit einem langsamen Prozeß der Anpassung und mahnte dabei die Gewerkschaften zur Einsicht: „Ein Theater, das jetzt streikt, bleibt gleich geschlossen.“ Everding appellierte an die Intendantenkollegen im Westen, nicht bedenkenlos abwandernde Schauspieler aus den neuen Bundesländern zu engagieren: „Damit wird eine Ausblutung betrieben, die ich für falsch halte.“
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