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USA und Irak in den Startlöchern

■ Während scheinbar alle Türen zugeschlagen werden, ist ein Deal weiter in Vorbereitung/ Nach Baker und Asis treffen sich Fahd, Mubarak und Assad in Riad/ Schamir lädt Araber-Führer ein

Riad/London/Washington (ap/ afp/dpa) — Einen Tag vor dem mit Spannung erwarteten Treffen zwischen US-Außenminister Baker und seinem irakischen Kollegen Asis schloß Baker erneut jeden Kompromiß aus. Akzeptiere Bagdad auch nach dem Treffen die UN-Resolutionen nicht, sei „die Tür zu und ein Krieg nicht mehr zu vermeiden“. Der britische Premier Major, der zur Zeit durch den Nahen Osten tourt, gab sich ebenfalls völlig unnachgiebig. Gegenüber dem kuwaitischen Scheich im saudischen Exil versicherte er, auch ein Teilrückzug Saddam Husseins aus Kuwait wäre zur Kriegsvermeidung nicht ausreichend.

Im völligen Gegensatz dazu verbreitete der saudische König Fahd anläßlich einer Truppeninspektion am Montag vorsichtigen Optimismus. „Ein Wunder ist nicht unmöglich“; er spüre, daß Saddam in der Lage sei, eine wichtige Entscheidung zu fällen. Ob diesem Gespür auch handfeste Informationen zugrunde liegen, wird sich im Anschluß an die amerikanisch-irakische Runde in Genf herausstellen. Nach Angaben aus saudischen Quellen wollen unmittelbar nach dem Gespräch in Genf die drei wichtigsten antiirakischen Araberführer, Fahd, Mubarak und Syriens Assad, in Riad zusammenkommen.

Bereits am Wochenende hatte die 'Washington Post‘ unter Berufung auf diplomatische Quellen gemeldet, ein arabisches Angebot an Saddam — dem sich dann auch die USA anschließen müßten — sei in Vorbereitung. Gestern betonte Fahd noch einmal ausdrücklich, Saddam dürfe im Anschluß an einen Rückzug nicht bestraft werden. Gegen den französischen Vorschlag einer förmlichen Nichtangriffs-Garantie durch den Weltsicherheitsrat für den Fall eines irakischen Rückzugs hat sich allerdings James Baker bereits ausgesprochen.

Unterdessen hat der israelische Ministerpräsident Jizchak Schamir den arabischen Staaten direkte Verhandlungen zur Lösung aller Nahost- Probleme und zur Begrenzung der Rüstung in diesem Gebiet angeboten. Solche Verhandlungen könnten nach den Worten Schamirs nach der Beilegung der Golfkrise in Jerusalem stattfinden. In einem Interview des französischen Rundfunksenders Europe 1 lehnte der israelische Regierungschef jedoch gleichzeitig eine internationale Nahost-Konferenz ab. Israelische Militärs teilten unterdessen mit, die Streitkräfte seien wegen der drohenden Kriegsgefahr in Alarmbereitschaft versetzt worden.

Über eine angemessene Reaktion auf einen irakischen Angriff sind die größten politischen Parteien des Landes allerdings gespalten. Außenminister David Levy versicherte, „falls Bagdad es wagt, uns anzugreifen, werden wir doppelt so hart zurückschlagen“. Rabin forderte hingegen eine abgestufte Reaktion.

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