: Bonn soll Schalcks Geschäfte klären
■ Bündis 90/Grüne wollen Untersuchungsausschuß/ Schalcks Anwalt dementiert 'Spiegel‘-Äußerungen
Hamburg (afp/adn) — Die Abgeordneten von Bündnis90/Grüne wollen in den nächsten drei Wochen im Bundestag einen parlamentarischen Untersuchungsausschuß zum ehemaligen DDR-Devisenbeschaffer Alexander Schalck-Golodkowski durchsetzen. Das kündigte der Bundestagsabgeordnete Konrad Weiss an. Der Bundestag müsse endlich klären, wie weit dieser Mann in die kriminellen Machenschaften der „SED- und Stasi-Clique verstrickt war“. Weiss forderte erneut eine Verhaftung Schalcks und vermutete, daß es auch heute „ein gut funktionierendes Netz“ zwischen den ehemaligen Direktoren Volkseigener Betriebe der früheren DDR und der Stasi sowie Schalck gebe. Es müsse untersucht werden, woher eine Vielzahl von ehemaligen SED-Funktionären das Geld für den Kauf von Geschäften und Firmen bekommen habe, verlangte Weiss.
Unterdessen bezeichnete Schalcks Anwalt Dankert die jüngste Veröffentlichung des 'Spiegel‘, wonach Schalck eine Unternehmensberatungsfirma in Zürich gegründet haben soll, als eine „Ente“. Diese Geschichte sei frei erfunden, sagte Dankert gestern. Weder er als Anwalt noch sein Mandant wurden zu dieser Problematik befragt — „das hätte sich schon bei solch einer Veröffentlichung einfach gehört“. Solche Aktionen stünden „scheinbar seriösen Zeitschriften“ nicht gut zu Gesicht, so Dankert.
Auch der Ex-DDR-Außenhandelsminister Gerhard Beil und der frühere österreichische Finanzminister Hannes Androsch, die laut 'Spiegel‘-Bericht bei dem Unternehmen angeblich mitwirken sollen, dementierten bereits. Gerhard Beil wies bereits am Sonntag die 'Spiegel‘-Äußerungen als „eindeutig falsch“ zurück. Er sei weder in Zürich „noch in jeder anderen Stadt“ an Unternehmungen beteiligt, die Schalck oder Androsch gegründet hätten. Der frühere DDR-Politiker meinte Schalck zum letzten Mal Ende November 1989 gesehen und gesprochen zu haben. Auch mit Androsch, den er aus seiner Ministertätigkeit kenne, habe der Handelsexperte keine unternehmerischen Beziehungen. Zu diesem unterhalte er lediglich persönliche Kontakte. Beil sei nach seinen Worten von den 'Spiegel‘-Äußerungen „völlig überrascht“ gewesen und frage sich, wie die Zeitschrift auf so etwas kommen könne. Schalcks Anwalt Dankert betonte, daß sein Mandant Androsch nicht kennt.
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