: Baffoes Reise in die unbekannte Heimat
■ Anthony Baffoe (Fortuna Düsseldorf) debütiert beim Afrika-Cup in der Nationalmannschaft Ghanas PRESS-SCHLAG
Debüt für ein Land, das er gar nicht richtig kennt: Mit einem „wahnsinnigen Kribbeln“ und „unheimlicher Freude“ trat Anthony Baffoe die Reise nach Ghana an. Die Rückkehr des 25jährigen, der als zwölfjähriger Knirps zum ersten und bislang einzigen Mal seine Heimat besucht hatte, ist vor allem sportlich begründet. Am Sonntag soll er im Afrika-Cup gegen die Auswahl aus Benin seine Premiere in Ghanas Nationalmannschaft geben.
„Ich bin unheimlich stolz, nach Ghana zu kommen und für Ghana zu spielen“, sagt Baffoe. Der in Bonn geborene Außenverteidiger — sein vor neun Jahren verstorbener Vater war Finanz- und Kulturattaché — erwartet auf dem Flughafen in der Hauptstadt Accra ein großer Bahnhof: „Bei meiner Mutter in Bad Godesberg läuft das Telefon heiß. Viele Verwandte und Bekannte haben nachgefragt, wann ich ankomme. Das wird ein wahnsinniger Empfang.“
Baffoe ist in Ghana nicht zuletzt deshalb so populär, weil er vielen afrikanischen Nachwuchsspielern in Deutschland Starthilfe gegeben hatte: „Alle, die hierherkommen, konnten bei mir umsonst wohnen und schlafen.“
Frühere Angebote, in der Nationalmannschaft seines Heimatlandes zu spielen, hatte der den ghanaischen Dialekt Fanti beherrschende Baffoe mit der Begründung abgelehnt, er wolle sich erst in der Bundesliga etablieren. Oder aber er erhielt keine Freigabe von seinen damaligen Klubs. Bei den Düsseldorfern, die am Montag unter ihrem neuen Coach Josef Hickersberger ins einwöchige Trainingslager nach Gran Canaria flogen, war das kein Problem. „Ich freue mich für den Tony über diese Berufung“, sagte Hickersberger.
Allerdings wird Baffoe während der Meisterschaftsrunde auf internationale Ehren verzichten: „Da ist mir der Streß zu groß. Die Flugzeit für die einfache Strecke beträgt immerhin acht Stunden.“
Neben Baffoe stehen mit Anthony Yeboah (Eintracht Frankfurt), Henry Acquah (Preußen Münster) sowie den Vertragsamateuren Ali Ibrahim (Wattenscheid 09) und Richard Nawuwu (Waldhof Mannheim) vier weitere bei Bundesligisten tätige Fußballer im Aufgebot des deutschen Trainers Burkhard Zise, der die Auswahl Ghanas seit August betreut. Alle haben sie das Ziel, die Mannschaft zu den Weltmeisterschaften 1994 in die USA zu führen.
Im Afrika-Cup sieht es bislang ganz gut aus. In ihrer Gruppe, in der neben Benin noch Nigeria und Burkina Faso stehen, führt Ghana die Tabelle nach drei Spielen ohne Punktverlust an.
Baffoe, dessen Verlängerung seines zum Saisonende auslaufenden Vertrags bei Fortuna Düsseldorf um zwei weitere Jahre „so gut wie sicher ist“, erfährt unterdessen auch in Deutschland eine Welle der Symphatie. Der „offene Brief“ gegen Rassismus in den Fußballstadien, den er zusammen mit Yeboah und dem Wattenscheider Senegalesen Souleyman Sane Anfang Dezember verfaßt hatte, sei auf eine unerwartet große Resonanz gestoßen. „Ich habe sehr, sehr viele positive Briefe erhalten — keinen einzigen negativen“, erzählte der schlagfertige Baffoe, der sich in Ghana seinen Landsmann Yeboah besonders zur Brust nehmen will: „Ich trete ihn in den Hintern, wenn er nicht endlich deutsch lernt.“ Oliver Hartmann (dpa)
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen