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Sportliches und Sinnliches

■ Fotoausstellung der schwul-lesbischen »Gay Games« im kanadischen Vancouver/ Dokumentation des Sporttreffens im Charlottenburger Rathaus

Charlottenburg. Eine »sodomitische Invasion« beklagten fundamentalistische Religionsgruppen letzten August im kanadischen Vancover: 10.000 Lesben und Schwule aus 28 Ländern drängten sich eine Woche lang im südwestlichsten Zipfel Kanadas, um sich anläßlich der dritten »International Gay Games« in 27 Sportarten zu messen. Ausgelassene Spielchen bei gegenseitigem Abseifen in den Duschräumen, interessierte Blicke der KontrahentInnen in der Schwimmstaffel, nur mühsam unterdrückte Geilheit beim Turmspringen — mal ehrlich, wessen normal entwickelte schwul-lesbische Phantasie bliebe von solchen Assoziationen frei?

Eine kleine Fotoausstellung im Charlottenburger Rathaus bringt es nun an den Tag. 15 Schautafeln mit vielen Fotos, Zeitungsausschnitte und Souvenirs zeigen, daß es nicht nur um die sexuelle Orientierung als solche, sondern vor allem um die Lust am Sport und das Einanderkennenlernen ging. Für das 130köpfige Berliner Team interessierten sich SportlerInnen in Vancouver aufgrund des Einheitsrummels natürlich ganz besonders. Ebenfalls ausgestellt: ein Teil der dabei erbeuteten Sport-Shirts von Teams aus aller Herren und Damen Länder.

Mit der Ausstellung sollen die Gay Games einer breiteren Öffentlichkeit bekannt werden. Die OrganisatorInnen, drei Lesben und sechs Schwule aus dem Berliner Team, planen außerdem den Aufbau einer Gay-Games-Organisation für Berlin. Wichtigstes Ziel: die Ausrichtung europäischer Gay Games in der Stadt an der Spree. Bis dahin sind allerdings noch einige Hürden zu nehmen. So diskriminierten viele »normale« SportlerInnen immer noch ihre schwul-lesbischen KollegInnen, haben diese erfahren. Als jüngstes Beispiel kann die Weigerung des Deutschen Turnerbundes verstanden werden, den Berliner schwulen Sportverein »Vorspiel« in seinen Verband aufzunehmen.

»Voller Lebensfreude und sehr sinnlich« kommentierte jedenfalls ein Besucher die Ausstellung im Gästebuch. Ein anderer fand allerdings »keinen Unterschied zu den sogenannten Normalen«. Marc Fest

Fotoausstellung »Gay Games« noch bis zum 21.1. im Charlottenburger Rathaus, Otto-Suhr-Allee 100. Vom 24.1. bis zum 7.2. im Haus der Jugend, Unter den Linden 36-38, 5. Etage, vom 10.2. bis zum 31.3. bei »Begine«, Potsdamer Straße 139 (nur für Frauen).

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