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Waschsalons

Öffentlich waschen ist eine Frage der Überzeugung. Gehört doch nicht wenig Mut dazu, sich zu seiner dreckigen Unterwäsche zu bekennen oder zu der Fülle der dreckigen Wäsche, mit der man unter den Augen aller Salonanwesenden die Maschine laden muß. Kalte Verachtung spricht aus den Blicken der Salonprofis; ihre lässig mit zwei Jeans, einem Sweatshirt und einem Junggesellenhandtuch bestückten Stammtrommeln scheinen von meiner abzurücken. Und da sind dann noch die Wohngemeinschaftsabordnungen, die neuerdings mehr in Beziehungssymbiotiker kippen und Abfallruntertragen, Blumengießen und Wäschewaschen miteinander teilen. Die haben manchmal sogar richtig ausgefeilte Wäscheflechtkörbe in der Art der fränkischen Weinleser, auch die Salonwarterei ist ihnen keine Last, sondern eitel Kommunikation und Waschverwirklichung. Schließlich sind da die schwarz gestylten Mädels mit ihrer neuesten Gelegenheitsliebe. Diese Kerle, eine Mischung zwischen Werbeagent und zweiundzwanzigjährigem Germanistikstudenten mit eigener Band, bezopft und affektiert, gehen offenbar überall mit. Kinderwagen, mit und ohne Inhalt, habe ich zu meinen Waschzeiten übrigens nie erlebt. Dafür sogenannte Waschunwillige, Wäschewechselverweigerer mit Wohnsitz Waschsalon. Jede Trommel ein Revolver gegen sie. Jedes Wäschestrahlen ein Stück Zivilität gegen ihre Waschgemeinschaftsunfähigkeit. Wie gesagt, Waschen ist eine Frage der Überzeugung. DoRoh/ Fotos: Theo Heimann/G.A.F.F.

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