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Mit Kreuzzugcharakter

■ Peter Scholl-Latours vierteilige ZDF-Dokumentation „Das Schwert des Islam — Revolution im Namen Allahs“ war eine Hymne aufs christliche Abendland

Vor dem möglichen Krieg am Golf hat bereits der Medienkrieg begonnen. Und wieder einmal zeigt sich, daß das Medium Fernsehen vor allem an Sensation, nicht an Information interessiert ist.

Angekündigte Sondersendungen der ARD werden uns von nun an täglich ins Stakkato des Kriegs einstimmen, schon jetzt ist es den „Kriegsberichterstattern“ wichtiger, zu vermelden, wieviele Liegestützen ein Journalist verrichten muß, um bei den Amis als tüchtiger Mediensoldat durchzugehen. Die Kriegstrommel wird gerührt — für die Einschaltquoten. Vielleicht liegt es an dieser Vorkriegsstimmung, die nach Frontbildern zu gieren scheint, daß Peter Scholl-Latours vierteilige Reihe Das Schwert des Islam in der Ankündigung zwar ebenso martialisch klang, vom Inhalt her aber relativ differenziert und informativ wirkte.

Als eine Region im Umbruch beschreibt Peter Scholl-Latour — durch zahllose Reportagen aus dem Nahen Osten und ein Studium in Arabistik als Experte ausgewiesen — die islamische Welt, die hier in Ausklammerung Afrikas und Indiens auf die arabischen Staaten beschränkt bleibt. Allerdings sparte auch Scholl-Latour nicht mit militaristischen Vokalen, um den Islam als Gefahr für die westliche Welt darzustellen. Von „schleichender Islamisierung“ ist da die Rede oder von der „Bildung einer kompakten exotischen Masse“ islamischer Gläubiger in Südfrankreich. Und Saddam Hussein ist natürlich der „blutrünstige Tyrann“ in Bagdad, ein Frankenstein, den sich der Westen selbst hochgezüchtet hat.

Doch neben dem Wortgeklingel über den irakischen Diktator muß man Scholl-Latour zugestehen, daß er den Hintergrund lieferte, der in anderen Sendungen einfach ausgeblendet wird. Scholl-Latour gab einen kurzen Abriß der Geschichte der einzelnen arabischen Nationen, erläuterte die zwei verfeindeten arabischen Bewegungen, die sich nun plötzlich in der irakischen „Linie“ zu vereinen scheinen: der panarabische Nationalismus und der islamische Fundamentalismus.

Sobald es jedoch an die Bewertung der Entwicklung ging, steigerte der Islam-Spezialist seinen Argwohn gegen den Islam zu einem schrillen Alarmgeläut. Da wird die Situation in der Türkei geschildert, als sei dieser Staat von der „schleichenden Re- Islamisierung“ schon soweit erfaßt, daß ein Umsturz im Bereich des Möglichen läge. Und das ein oder andere Mal läßt die Wortwahl Scholl- Latours durchblicken, daß eine vielleicht etwas gründlichere Kolonialisierung durch die aufgeklärten europäischen Staaten das arabische Problem ein für allemal gelöst hätte. An derartigen Stellen geriet die Dokumentation zu einer schwer erträglichen Hymne auf das christliche Abendland — ein Bericht mit Kreuzzugcharakter.

Das ZDF hatte die Reihe zum Thema Islam mit dem Autor schon 1989 abgesprochen, die Golfkrise kam dem Produktionsablauf in die Quere. Zur Aktualisierung ging Peter Scholl-Latour noch einmal ins Studio und versucht nun, die aktuelle Entwicklung mit Aufsagern vor der Kamera nachzureichen. Zusammen mit einer schier unendlichen Bilderflut von wogenden Massen und erbitterten Schlachten erstickt Scholl-Latours Bemühen um Daten in Routine. Die Bilder nutzt er lediglich als Untermalung für seine — zwar kenntnisreiche, aber viel zu hastige — Kommentierung.

So blieb die Dokumentation zwar über dem Niveau der TV-Beiträge dieser Tage, wirkte aber im ganzen arg zusammengeschustert. Christof Boy

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