Unistreik gegen den Golfkrieg

■ StudentInnen wollen an die Bremer Öffentlichkeit

Heute bleiben die Türen und Tore der Bremer Uni geschlossen: Totalstreik ist angesagt. Das haben gestern einige hundert StudentInnen auf der Uni-Vollversammlung beschlossen. Pünktlich um 7.30 Uhr werden alle Eingänge der Universität blockiert und ab 10.00 Uhr soll in den Räumen des AStA's überlegt werden, wie man am effektivsten in die Öffentlichkeit treten kann.

Unter anderem wollen die StudentInnen eine der Bremer Firmen, die bisher beim Export oder Umschlag von Kriegsgeräten in den Irak dicke Profite gemacht haben, besuchen und eventuell die Tore blockieren. Ein anderer Vorschlag, der gestern von einem Studenten angeregt wurde: „Wissenschaftler sollten sich auf den Markt stellen, um die Bevölkerung über die möglichen ökologischen Folgen eines Krieges zu informieren.“

Trotz überfüllter Mensa war die Stimmung auf der gestrigen VV alles andere als euphorisch. Keine glaubte so recht daran, daß ein Krieg noch aufzuhalten sei. Nach drei Kurzreferaten über die derzeitige Lage am Golf, die Mitschuld Deutschlands und bereits laufende Protestakionen, ging es zunächst um „den richtigen Standpunkt“. Wie so oft in solchen Fällen, wurde die Diskussion von der Marxistischen Gruppe beherrscht. Die hatte sich, immer abwechselnd (Frau/ Mann), vor den beiden Mikros platziert und wiederlegte Argumente gegen den Krieg, und zwar „grundsätzlich“.

Nach eineinhalb Stunden langwierigem Hin und Her wurde dann doch noch das formuliert, was wohl viele der Anwesenden dachten: „Was ich mich wirklich frage“,formulierte eine Studentin ihre Hilflosigkeit, „können wir überhaupt noch Druck machen, oder ist schon alles gelaufen?“ In zwei Tagen sei vielleicht schon Krieg und „ich bin direkt betroffen, wegen der ökologischen Katastrophe.“

„Auch ich habe ein ziemlich ungutes Gefühl“, sagte Thorsten Maas von der Bundeskoordination gegen Rüstungsexporte „Besonders weil man ja weiß, daß hier in Bremen Firmen wie Daimler Benz, Krupp Atlas Elektronik und Klöckner dafür gesorgt haben, daß der Irak diesen Krieg führen kann.“ Auch der Bremer SPD-Senat sei ja mit 50,4 Prozent am Verdienst der Bremer Lagerhausgesellschaft beteiligt. „Es ist ein Skandal, daß die SPD jetzt auf der Straße steht, gegen den Krieg protestiert und so tut, als wußte sie von all dem nichts.“ bz