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Wirbel um »Snuff«

■ »Checkpoint« wollte Gewaltfilm mit Mordszene im Rahmen einer Reihe »Gewalt gegen Frauen« zeigen

Mitte. Aus der Ankündigung in der Programmzeitschrift 'Zitty‘ tropfte förmlich das Blut. Zu sehen war Kopf und Brust einer liegenden nackten Frau, die von einer Filmklappe fast guillotiniert wurde. Drüber und drunter die Worte: »The picture they said could never be shown... The film that could only be made in south amerika, where life is CHEAP.« Mit dem Bild sollte auf den Skandalfilm Snuff aufmerksam gemacht werden, den der »Checkpoint« in der Leipziger Straße am Sonntag und Montag abend zeigen wollte.

Snuff hatte vor einigen Jahren Schlagzeilen gemacht, weil dort angeblich ein echter Mord an einer Frau inklusive Zerstückelung gezeigt wird. Der »echte Mord« war jedoch nicht mehr als ein ekelhafter Bluff und PR-Trick, die Mordszene wurde nachträglich an den Streifen angeklebt.

Die MitarbeiterInnen des Ostberliner Checkpoint empfanden die Machart der Ankündigung als »Schweinerei«. Sie hatten den Film gutmeinend im Rahmen einer einwöchigen Reihe Gewalt gegen Frauen zeigen wollen. »Wir hätten gern diskutiert, warum solch ein Film sein Publikum findet, der so ätzend, blöd und gewalttätig ist«, so ein Sprecher, »aber ein Porno ist das sicher nicht, und auch nach Meinung einiger Frauen sind manche Tatort-Krimis in ihren Szenen noch viel gewalttätiger.«

Doch am Sonntag abend verhinderten eine Schar zwischen 50 und 80 Menschen, viele davon vermummt, die Vorführung. Einige Farbbeutel flogen, Schwefel- und Buttersäure wurden versprüht. Böse Ironie der Geschichte: Kaputt ging dabei ausgerechnet die Kopie der von der Gruppe »Women against violence against women« finanzierte pornographiekritische Dokumentation Porno is not a Love Story. Außerdem flog ein Stein in eine Schaufensterscheibe. Diskussionen, so ein Sprecher des »Checkpoint«, seien unmöglich gewesen.

Am Montag abend ein ähnliches Bild: Ein gutes Dutzend Schwarzgekleideter wachte den ganzen Abend darüber, daß hier bloß niemand ins Kino ginge. Aber die Checkpoint-MitarbeiterInnen hatten ohnehin schon darauf verzichtet, den umstrittenen Film noch mal zeigen zu wollen. usche

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