: Vorbereitungen laufen an
■ Gesundheitsverwaltung: Für den Kriegsfall am Golf »Beobachtungsgruppe« eingesetzt/ Bei Bedarf medizinisches Personal und Material an den Golf
Berlin. Auf dem medizinischen Sektor trifft Berlin hinsichtlich des möglichen Kriegs am Golf bereits erste Vorbereitungen. Im Hause der Senatsgesundheitsverwaltung wurde nach den Worten von Sprecher Thomas-Peter Gallon jetzt eine »Beobachtungsgruppe« eingesetzt. Die Medizin- und Strahlenexperten sollen die Geschehnisse am Golf auswerten und im Falle eines Hilfeersuchens von seiten des Internationalen Komitees des Roten Kreuzes (IKRK) Vorschläge machen, in welcher Form Berlin konkrete Hilfe leisten kann. Dies könne bedeuten, daß Berliner Krankenhäuser Behandlungskapazitäten für die Opfer der kriegerischen Auseinandersetzungen bereit stellen müßten, aber auch, daß medizinisches Personal und dringend benötigte Materialien wie Verbandsstoff, Medikamente und medizinische Geräte von hier aus in die Krisenregion geschickt werden.
Eine weitere Aufgabe der Beobachtungsgruppe besteht darin, Pläne auszuarbeiten, inwieweit die Berliner Bevölkerung geschützt werden kann, wenn die »am Golf eingesetzten Waffensysteme eine gesundheitliche Beeinträchtigung auch hier« zur Folge haben. Zwar hoffe man, daß es nicht zu kriegerischen Auseinandersetzungen kommt, es sei jedoch »unverantwortlich, sich nicht darauf vorzubereiten«.
Die Berliner Krankenhäuser haben zwar bislang noch keine direkten Krisenstäbe eingesetzt, stehen im Notfall jedoch jederzeit zur Verfügung. Das Klinikum Buch könne innerhalb von wenigen Stunden 500 Verletzte aufnehmen, erklärte der ärztliche Direktor Roland Jakob gegenüber der taz. Im übrigen habe das Personal in Buch durch die Behandlung kurdischer Giftgasopfer auf diesem Gebiet bereits Erfahrung gesammelt. Hans-Joachim Dulce, ärztlicher Direktor des Klinikums Steglitz, verwies darauf, daß die Schwestern und Ärzte durch alljährliche Katastrophenübungen auf Ernstfälle vorbereitet seien. In einem solchen Fall werde in jedem Krankenhaus das gesamte medizinische Personal zur Verfügung stehen, auch Urlauber müßten in den Dienst zurück.
Gerhard Schwarz, ärztlicher Leiter der in der DRK-Schwesternschaft-GmbH zusammengeschlossenen Kliniken, sieht diese ebenfalls dazu in der Lage, eine Maximalversorgung auch im Kriegsfalle zu gewährleisten. Betten würden in seinen Häusern jedoch nicht reserviert, da man immer noch darauf hoffe, daß es »nicht zu einer Eskalation kommt«. Im Zweifelsfall werde zuerst der behandelt, der am schwersten verletzt ist. »Sie können mir jedoch glauben«, so Schwarz, »kein Arzt und keine Schwester hatte heute ein anderes Thema!«
Explizite Vorbereitungen trifft auch der Paritätische Wohlfahrtsverband bislang noch nicht. Auswirkungen der sich möglicherweise anbahnenden Gefahr spürt Reinald Purmann von der Abteilung Gesundheitswesen jedoch schon jetzt: Die Zahl der an massiven psychosozialen Ängsten leidenden Menschen nehme erheblich zu. Er befürchtet, daß vor allem die »Unterprivilegierten und Flüchtlinge darunter leiden müssen, wenn draußen die Kriegsfanfaren tönen«. Man wolle sich jederzeit um Flüchtlinge kümmern, aber, wenn es nicht sein müsse, »als Wohlfahrt keine Pflaster kleben«.
Auch der Berliner Landesverband des DRK wird erst dann tätig, wenn von seiten des IKRK Hilfe angefordert wird. Für eine notwendige Fahrt in die Krisengebiete stehe aber bereits der DRK-Sanitätszug, freiwillige Rot-Kreuz-HelferInnen sowie die in vierwöchigen Kursen ausgebildeten SchwesternhelferInnen zur Verfügung. maz
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