DRK-Hilfe für Bevölkerung

■ Internationales Rot-Kreuz-Komitee dementiert Gerüchte, wonach Berliner DRK-Personal bereits für den Einsatz am Golf angefordert werde

Berlin. Gerüchte, wonach das Internationale Komitee des Roten Kreuzes (IKRK) bereits medizinisches Personal aus Berlin für einen Einsatz im Kriegsgebiet am Golf angefordert hat, wurden gestern vom Berliner Landesverband des DRK entschieden dementiert. Das DRK-Generalsekretariat in Bonn sei, wie die Verbände des Deutschen Roten Kreuzes in allen anderen Ländern auch, vom IKRK in Genf lediglich aufgefordert worden, sich bereitzuhalten. Derzeit organisiere man auf nationaler Ebene die Beschaffung des gesamten Materials für ein Flüchtlingscamp, in dem bis zu 40.000 Menschen betreut werden könnten. Dieses Camp würde dann voraussichtlich entweder in Syrien, Jordanien oder im Iran errichtet werden. Darüber hinaus bereite sich das DRK auf Maßnahmen zur medizinischen Erstversorgung sowie die medizinische Betreuung in den Auffang- und Durchgangslagern für die Kriegsopfer vor.

Wie sich die Lage für die Zivilbevölkerung im Irak derzeit darstellt, darüber ist hier auch dem Roten Kreuz derzeit nichts bekannt. Aber: »Selbst wenn wir es wüßten, dürften wir es nicht sagen«, erklärte gestern ein Sprecher in Genf die Verpflichtung der Organisation zur Neutralität. Man werde jedenfalls alles Mögliche tun, um die medizinische Infrastruktur im gesamten Krisengebiet zu unterstützen, und gegebenenfalls eigene Feldspitäler errichten.

Zum Einsatz in diesen Lazaretten kommen dann auch die sogenannten SchwesternhelferInnen, deren Ausbildung zu diesem Zwecke auch in Berlin zu siebzig Prozent vom Verteidigungsministerium finanziert wird. Es gelte insbesondere, die Zivilbevölkerung vor den Kriegseinwirkungen zu schützen. Medizinisches Personal sowie medizinische Einrichtungen müßten zu jedem Zeitpunkt respektiert und geschützt werden. Darüber hinaus bot sich das IKRK an, zwischen allen Konfliktparteien als neutraler und unabhängiger Vermittler zu agieren.

Mit dem Transport von Schwerverletzten aus der Golfregion nach Berlin rechnet man in der Gesundheitsverwaltung nach Angaben von Sprecherin Rita Hermanns nicht: »Dazu ist der Weg zu weit.« Medizinisches Gerät, Verbandsmaterial und Medikamente seien jedoch bereits organisiert und könnten im Bedarfsfall zum Transport in die Krisenregion zur Verfügung gestellt werden. Für potentielle Anschläge oder Attentate in der Stadt existierten nicht nur zur Zeit, sondern generell Alarmpläne, die bei Bedarf aktiviert werden könnten.

Die Wahrscheinlichkeit, daß die Berliner Bevölkerung die Folgen der kriegerischen Auseinandersetzungen am Golf unmittelbar zu spüren bekommt, wird außerdem als äußerst gering eingeschätzt. Nach Ansicht des Strahlenexperten Manfred Scheffler, Mitglied des Planungsstabs in der Gesundheitsverwaltung, wäre dies nur in zwei Fällen denkbar: wenn es in der Golfregion zum Einsatz von Atomwaffen kommt oder aber durch Bombenangriffe im Irak befindliche atomtechnische Anlagen zerstört werden.

Damit in einem solchen Falle Radioaktivität nach Westeuropa gelange, müßte sich die Wolke in großer Höhe befinden. Aufgrund der Entfernung und der Wetterlage würde sich die Radioaktivität so sehr verdünnen, daß die meßbaren Werte vermutlich wesentlich geringer lägen als etwa 1986 nach dem Reaktorunglück im sowjetischen Tschernobyl. Auf Messungen der Werte in Luft und Boden sowie Lebensmittelkontrollen sei man heute auf jeden Fall besser vorbereitet als damals. maz