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Tennis im Schatten des Golfkriegs

■ Nach Graf, Becker und Stich erreichten Anke Huber und Patrik Kühnen die 3. Runde der Australian Open

Melbourne (dpa) — Anke Huber hat am Donnerstag für die bisher größte Überraschung bei den Australian Open gesorgt. Im Flinders Park in Melbourne schaltete die gerade erst 16 Jahre alt gewordene Schülerin aus Karlsdorf die Weltranglisten-Zehnte Manuela Malejewa (Schweiz) 6:4, 6:4 aus und trifft jetzt auf Pam Shriver (USA). Außerdem kam Patrik Kühnen durch das 6:2, 6:4, 6:4 über Ctislav Dosedel (CSFR) in Runde 3. Am Tag zuvor hatten dies bereits Steffi Graf, Boris Becker und Michael Stich geschafft, so daß in der Runde der letzten 32 noch fünf der 23 deutschen Teilnehmer dabei sind.

Auch beim ersten Grand Slam- Turnier des Jahres war der Ausbruch des Krieges am Golf das wichtigste Thema. In Australien war es 13.00 Uhr, als die Kampfhandlungen begannen. Im Spieler-Aufenthaltsraum lief pausenlos ein Fernsehgerät, viele Spieler erkundigten sich nach ihren Spielen in den Pressekonferenzen bei den Journalisten nach dem Stand der Dinge. Titelverteidiger Ivan Lendl, der 20 Minuten nach dem Kriegsausbruch auf den Platz mußte, sagte: „Alle sind sehr besorgt. Es ist schwerer als sonst, sich zu konzentrieren.“ Patrik Kühnen war „sehr bedrückt, denn dies ist der erste Krieg, den meine Generation bewußt miterlebt“. Die Bedeutung des Tennis sei „ganz klein“, meinte Boris Becker.

Auf der Anlage im Flinders Park selbst war von den dramatischen Ereignissen nichts zu spüren. Anke Huber zeigte eine tadellose Leistung und siegte in 71 Minuten. Die 35. der Weltrangliste profitierte aber auch von einer Fingerverletzung ihrer Gegnerin. „Es hat sehr wehgetan, und ich konnte die Rückhand nicht so spielen wie sonst“, erklärte die 23jährige Manuela Malejewa. Anke Huber, die nichts von der Verletzung ihrer Gegnerin wußte, gab zu, daß diese „nicht gerade ihr bestes Match gespielt“ habe. Sie selbst war nur zu Beginn des zweiten Satzes bei einem 0:2-Rückstand noch einmal in Gefahr gekommen. Aber danach gewann sie das Spiel klar mit ihren druckvollen Grundlinienschlägen.

Ihre nächste Gegnerin, die 28jährige Amerikanerin Pam Shriver, auf Platz 55 der Weltrangliste zurückgefallen, schlug Eva Pfaff (Frankfurt) 6:3, 7:6, 7:4). „Wenn ich eine Runde weiterkomme als im Vorjahr, wäre das für mich schon sehr gut“, meinte Anke Huber, die 1990 beim ersten Grand-Slam-Turnier ihrer Karriere in Melbourne in der 3. Runde gescheitert war.

Patrik Kühnen sah seinen Erfolg realistisch: „Ich habe die Spiele gewonnen, die ich gewinnen mußte“, sagte der 24jährige, „jetzt kann ich befreit aufspielen. Wenn ich meine Leistung halte, habe ich auch gegen Aaron Krickstein eine Chance.“ Kühnen gewann anschließend mit Boris Becker im Doppel 6:3, 6:0 gegen Vojtech Flegel/Daniel Vacek (CSFR).

Von den deutschen Verlierern zeigte Christian Saceanu (Neuss) das aufregendste Match. Er verlor nach 3:05 Stunden gegen den früheren Weltranglisten-Ersten Mats Wilander (Schweden) 6:7 (8:10), 4:6, 6:3, 6:4, 4:6. Die bitterste Niederlage gab es für Claudia Porwik (Riemerling). Im Vorjahr erst in der Runde der letzten vier ausgeschieden, scheiterte sie völlig unnötig nach Vergabe von fünf Satzbällen 6:7 (9:11), 4:6 an Natalia Zerewa (UdSSR). Claudia Porwik wird nun in der Rangliste vom 36. Platz deutlich zurückfallen und sagte: „Dann fange ich eben wieder einmal von vorn an.“

An einem kritischen Punkt seiner Karriere steht auch Carl-Uwe Steeb. Der Stuttgarter verlor 2:6, 7:5, 6:4, 4:6, 2:6 gegen Jan Siemerink (Niederlande). „Ich konnt's gewinnen, und bin schon sehr enttäuscht“, meinte der Schwabe nach dem 200 Minuten langen Spiel.

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