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Unterschiedliche Signale von der PLO

■ Arafat-Berater wendet sich gegen Anschläge in den USA und in Europa/ Sprecher des Exekutivkomitees ruft zum Widerstand auf

Tunis/Paris (afp/dpa) — Die Meinungen über den Angriff gegen den Irak gehen in der palästinensischen Befreiungsorganisation PLO offenbar auseinander. Wenige Stunden nach Kriegsbeginn verurteilte der Arafat-Berater Bassam Abu Sharif „alle gegen Amerika und die europäischen Staaten gerichteten Maßnahmen“.

In einem Interview mit dem französischen Fernsehn sagte er: „Wir sind gegen alle Terrorakte. Wir hoffen, daß Europa eine Initiative ergreift, damit der Konflikt nicht dauerhaft wird, und damit man sich an den Verhandlungstisch setzen kann, um eine Lösung auszuhandeln.“

Damit wandte sich Abu Sharif gegen eine frühere Erklärung eines Sprechers des Exekutivkomitees der PLO, der dazu aufgerufen hatte, „der amerikanisch-israelisch-europäischen Aggression auf allen Ebenen entgegenzutreten“. Der Arafat- Berater wies diesen Apell als Fälschung zurück. „Aber wir dürfen natürlich nicht aus den Augen verlieren, wer unsere Verbündeten sind“, fügte Abu Sharif hinzu. Die PLO bleibe mit der arabischen Nation solidarisch und sei gegen den Krieg mit dem Irak. Die Palästinenser sollten ihren Widerstand gegen die (israelischen) Besatzer intensivieren. Die PLO unterhält enge Beziehungen zum Irak. Der Vertreter der PLO in der Bundesrepublik, Abdallah Franghi, hatte sich gestern morgen in einem Interview für weitere Vermittlungsbemühungen ausgesprochen.

In der Erklärung des Exekutivkomitees war von einem „schwarzen Tag der Weltgeschichte“ die Rede. Der Sprecher bekräftigte, die Geschichte werde den „Nichtstuern“ nicht verzeihen, „die sich dieser Agression gegen den Irak und die arabische Nation nicht widersetzen werden“. Das PLO-Exekutivkomitee werde seine Kontakte fortsetzen, um gegen diesen „ernsten und gefährlichen Vorfall“ anzugehen.

Der militärische Führer der von Bagdad unterstützten palästinensischen „Arabischen Befreiungsfront“, Abu Wisam, rief seine Anhänger in den palästinensischen Flüchtlingslagern im Libanon dazu auf, weltweit gegen die Amerikaner und ihre Verbündeten vorzugehen. Ein entsprechender Befehl sei in der Nacht zum Donnerstag aus Bagdad ergangen.

In Tunis sollten gestern die Trauenfeierlichkeiten für die drei in der Nacht zum Dienstag ermordeten PLO-Führer stattfinden. Ursprünglich sollte die Beisetzung in Amman stattfinden; die jordanischen Behörden hatten deswegen Unruhen gefürchtet. Die Entscheidung wurde jedoch geändert, da der Flughafen von Amman wegen des Kriegsbeginns geschlossen wurde. Auf dem Friedenhof in Tunis wurden bereits etwa 70 Palästinenser und Tunesier begraben, die 1985 bei einem israelischen Angriff auf die PLO-Zentrale ums Leben gekommen waren.

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