: Oldenburg zivil und ungehorsam
■ Großdemonstration am Donnerstag / Erste Durchsuchungen
Nachdem am Donnerstag die gesamten Zufahrtswege zu der Oldenburger Innenstadt von mehreren Hundert Menschen bis in die Abendstunden blockiert wurden, sammelten sich gegen 17.30 etwa viertausend Menschen am Pferdemarkt und am Rathausmarkt zu einer Demonstration. Zu dieser Demonstration hatte das „Oldenburger Golf-Plenum“ zum Kriegsausbruch aufgerufen. Auf einer Zwischenkundgebung am Lappan, einer großen Verkehrskreuzung, sprachen Vertreter der GEW und der Elternschaft und solidarisierten sich mit den Schülern, verurteilten hingegen die Repressionen einzelner Lehrer und Direktoren gegen engagierte Schüler (taz vom 17.01.).
Der anschließende Marsch um die Innenstadt legte den gesamten Feierabendverkehr in Oldenburg lahm. Die Demonstranten versammelten sich um 18.00 Uhr auf dem Rathausmarkt, wo der DGB zu einer Kundgebung aufgerufen hatte. Der DGB hatte zu dieser kurzfristig angesetzten Veranstaltung den Oberbürgermeister Milde auf das Podium gebeten. Der stark geäußerte Unmut der seit Wochen vom „Golfplenum“ mobilisierten Demonstranten richtete sich gegen das lange Schweigen der Stadt und des DGB zu der militärischen Rolle Oldenburgs im Golfkonflikt. Es war von einer Vereinnahmung der mobilisierten Bürger die Rede.
Zuvor hatte Ilse Dröge Modelmog, Dozentin an der Universität Oldenburg, die Bürger ermuntert, die für die nächste Woche an der Universität geplanten Alternativveranstaltungen zu Fragen des Golfkrieges zu besuchen.
In der Nacht von Donnerstag auf Freitag wurde der Fliegerhorst weiter blockiert. Auch am Freitag dauerte die Blockade noch an. Da hatten sich auch vierzig Menschen zu Blockaden am Pferdemarkt eingefunden. Sie wurden später von Schülern verstärkt, so daß gegen Mittag der Kreisel wieder dicht war. Die Polizei hatte zuvor zum Teil massiv die Schüler abgedrängt und einige mit Tritten traktiert. Am frühen Nachmittag erklärte die Polizei jedoch, sie werde den Pferdemarkt der Blockade überlassen.
Inzwischen wurde die Durchsuchung der Wohnung eines iranischen Studenten bekannt. Außerdem wurde die Durchsuchung des Alhambra stündlich erwartet, laut Polizeifunk. Unterdessen wurden im Aktionsbüro des „Golfplenums“ weitere Gruppen gebildet, die sich in einem großen Aktionsforum am Abend vorstellten. Marijke Gerwin
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen