Stimmungsumschwung in Algerien

Paris (taz) — Zunächst war die Stimmung in Algier am Donnerstag nach den ersten Angriffen der multinationalen Verbände auf den Irak gedrückt. Saliha, Rechtsanwältin und Trotzkistin, sagte: „Es ist ein schlimmes Gefühl. Wir haben den amerikanischen Schlag voll mit eingesteckt. Die große Depression. Wir haben Saddam überschätzt. Niemand mobilisiert wirklich. Was wohl wird?“ Freitag früh rief sie an. Sie hatte eben erfahren, daß die irakische Armee Israel mit „Scud“-Raketen angegriffen hatte. „Ich bin erleichtert. Saddam ist noch nicht geschlagen. Wir hören jetzt alle Radio Irak. Den westlichen Medien ist nicht mehr zu glauben. Die Stimmung in Algier war umgeschlagen. Gegen Mittag sammelten sich viele Tausend Algerier zu einer großen proirakischen Demonstration. Sie folgten einem Aufruf von zwölf Parteien, darunter die regierende FLN, die demokratische Opposition, die Einheitsgewerkschaft UGTA und die Linke. Die Islamisten von der FIS wollten getrennt marschieren. Oliver Fahrni