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Die Klatschspalte ist wieder da — mit Telefonanschluß: 25902-268

Prostataoperation, Scheinschwangerschaft, Einheitsdepression? Ein Jahr lang war die Marianne krank, jetzt schreibt sie wieder, Gott sei Dank. Und einen der in Berlin so begehrten Telefonanschlüsse hat die seelen-, geschlechts- und skrupellose GesellschaftsreporterIn auch noch zur Belohnung bekommen. Unter der Telefonnummer 25902-268 hört sie sich alles an, was gut, billig und böse ist — und schreibt es auf. Ungeniert, unzensiert und völlig verunstaltet. Klatsche, tratsche mit viel Tücke — eine Lücke in den guten Geschmack dieser Generation. Ein Faxgerät hat sie auch und empfängt unter 2518674.

Blackout bei RIAS TV: Die ModeratorInnen der samstäglichen Musikvideo- Sendung des Fernsehens im amerikanischen Sektor, Antonia Langsdorf und Kai Böcking führten drei Stunden lang durchs High-Life-Programm, ohne den Golfkrieg zu erwähnen. Statt dessen zwischen den Videos: Beiträge über Miss Germany, ein David Hasselhoff-Double und Hausfrauenliebling Marianne Rosenberg. »Ruhm und Ehre« hieß das Thema, um so schlimmer, daß Ihnen da nicht der süße und ehrenvolle Tod auf den Abschlachtfeldern dieser Welt und insbesondere am Persischen Golf einfiel. Liegt's an der staatstragenden RIAS-Mutti? Na ja, wenigstens haben sie endlich das neue Schlüpfervideo von Madonna ungeschnitten gezeigt.

Neben der neuen Abgeordnetenhauspräsidentin Hanna-Renate Laurien (CDU) und ihrem Vize Tino Schwierzina (SPD) gibt es ein weiteres ausgewogenes Kollegen-Traumpaar, an dem eine funkbekannte Berlinerin beteiligt ist: Lea Rosh, berufsbetroffene Talkshowpäpstin, wird Funkhauschefin in Hannover. Ihr Vertreter wird ein harter Schnäuzer, Peter Staisch, ARD-Korrespondent in Washington, Bundeswehrmajor der Reserve — und stinkfaul: Der Mann verließ sein Studio zum Leidwesen der ARD-Aktuell-Zentrale in Hamburg-Lokstedt nur selten, schnitt statt dessen nur US-Filmmaterial zusammen.

Christian Hoßbach (SPD) Ex-Magistratssprecher, Übergangssenatssprecher und als künftiger Vizesprecher im Gespräch, mag's gern billig. In der Demo-Nacht auf Freitag wollte er am Brandenburger Tor eine West-taz zum Ostpreis erstehen: »Nur eine Mark dabei.« Aber die Handverkäuferin ließ sich nicht erweichen. Hoßbach mußte sich vom Begleiter fünfzig Pfennig pumpen. Für den Job als neuer erster Senatssprecher kommen angeblich Ex-Parteivermögens-Ermittler Volker Kähne und der momentane CDU-Fraktionsprecher Ansgar Vössing in Frage. Während letzterer der eigenen Partei noch zu jung und grün erscheint, hat sich Staatsanwalt Kähne bei seinen politischen Freunden durch Ermittlungen in Sachen verstecktes und gewaschenes Vermögen der Ost-CDU unbeliebt gemacht.

Der eigentliche Nochsprecher Werner Kolhoff ist völlig weggetaucht. Der von Momper abgesägte Jungdynamiker renoviert mit Freundin seine Wohnung in Riehmers Hofgarten in Kreuzberg. Statt ihn wie bei Ex-Regierungssprechern üblich beim SFB oder RIAS zu entsorgen, soll Kolhoff als Geisterschreiber für die Memoiren seines Chefs herhalten. Titelvorschläge: Egon, ich und der Mauersturz, Lieber Schal als rot oder Ich war die Glatze.

Höchst sensibel äußerte sich kürzlich SPD-Innenpolitiker und Hobby-Bleifüßler H.G. Lorenz. Der Fahrer einer japanischen Sportwagenimitation schlug der CDU im Scherze folgenden Koalitions-Tausch vor: Würden die Christen eine Bundesratsinitiative zur ersatzlosen Streichung des Paragraphen 218 unterstützen, dann werde die SPD im Gegenzug »Tempo 218 auf der Avus akzeptieren«.

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