: Armee sucht den Konflikt
■ Entwaffnungsbefehl gegen kroatische und slowenische Milizen erneuert
Zagreb (dpa/ap/taz) — Das jugoslawische Staatspräsidum hat die Frist für die Entwaffnung aller paramilitärischen Gruppen im Land bis heute verlängert. Der vor zehn Tage ergangene Befehl, der zunächst am Samstag durchgeführt werden sollte, gilt für alle Jugoslawen, die „ungesetzlich“ über Waffen verfügen, richtet sich aber vor allem gegen die in den beiden nördlichen Republiken Slowenien und Kroatien formierten nationalen Milizen. Im Zusammenhang mit diesem Befehl ist es zu erheblicher Unruhe in den genannten Republiken gekommen. Die Fristverlängerung wurde am Samstag abend verfügt.
In einem von der Zagreber Zeitung 'Vjesnik‘ am Sonntag veröffentlichten Kommentar der kroatischen Nachrichtenagentur 'Hina‘ heißt es, der Befehl erhöhe „die Gefahr eines Konflikes, ja sogar eines Krieges, wenn er für die Entwaffnung der legal ausgestatteten Formationen im Zuständigkeitsbereich der zivilen Machtorgane genutzt wird“. Durch den Befehl erhalte die Armee faktisch polizeiliche Gewalt, um gegen die legalen Behörden in Kroatien und Slowenien vorzugehen. In dem Kommentar wird die Armeespitze außerdem beschuldigt, sich in den Dienst einer großserbischen Politik zu stellen, die ihr die Wahrung des bestehenden politischen und ökonomischen Status quo garantiere.
Die mögliche Intervention der jugoslawischen Zentralregierung hat die Bevölkerung der Teilrepublik Slowenien in zwei etwa gleichstarke Lager gespalten. Die Zagreber Tageszeitung 'Delo‘ veröffentlichte am Freitag eine Meinungsumfrage, wonach 40 Prozent der 491 Befragten ein gewaltsames Ende des Unabhängigkeitsstrebens befürchten. 36 Prozent glaubten allerdings nicht daran, daß Belgrad Bundestruppen in Marsch setzt. In der jüngsten Ausgabe der jugoslawischen Militärzeitschrift „Volksarmee“ hatte es geheißen, Slowenien habe 21.000 Mann unter Waffen. Kroatien versuche, seine Verbände auf eine Gesamtstärke von 45.000 Mann zu bringen. Slowenien und Kroatien hatten bereits zuvor Widerstand im Fall einer Intervention angekündigt. Auf mehreren Veranstaltungen war diese Ankündigung allerdings weitgehend auf Ablehnung gestoßen.
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