: Friedensbewegte belagern das Weiße Haus
Größte Antikriegsdemonstration in den USA seit Beginn der Krise/ Prominente rufen auf zur Rückkehr zur Sanktionspolitik ■ Aus Washington Rolf Paasch
Zu den bisher größten nationalen Antikriegsdemonstrationen seit Beginn der Golfkrise haben sich in Washington rund 25.000 Menschen versammelt. Mit Slogans wie „Stop Bombing, start talking“ und „Wir lieben unsere Truppen, bringt sie nach Hause zurück“ forderte die buntgemischte Menge vor dem Weißen Haus einen sofortigen Waffenstillstand und den anschließenden Rückzug der USA aus der Golfregion. Präsident Bush schaute sich die Proteste auf seinem Wochenendsitz von Camp David im Fernsehen an.
Differenzen überbrückt
Auch in San Franciso gingen weit über 20.000 Menschen auf die Straße, um gegen die Kriegspolitik der Bush-Administration zu demonstrieren. In vielen Städten der USA kam es zu kleineren Kundgebungen und Protesten für eine Beendigung des Krieges. Damit scheint sich die seit Beginn der Golfkrise gespaltene amerikanische Friedensbewegung im Angesicht des Krieges in ihren Aktionen wieder vereint zu haben. Auch der moderate Teil der KriegsgegnerInnen, deren nationale Demonstration erst am nächsten Samstag stattfinden wird, schloß sich trotz weiter bestehender Differenzen schon den Protestaktionen an diesem Wochenende an.
Prominente Figuren der Friedensbewegung wie die Vietnamkriegsgegner Daniel Ellsberg (siehe nebenstehendes Interview) und Ramsey Clark sowie der demokratische Präsidentschaftsbewerber Jesse Jackson präsentierten der Menge ihre Argumente für eine Rückkehr zur Sanktionspolitik und eine neue diplomatische Offensive zur Lösung des Konfliktes. Die ausrichtende „Koalition zur Beendigung der US- Intervention“ stellte ihre Opposition gegen die Politik der USA erneut in den Zusammenhang einer Imperialismuskritik.
Doch den meisten derjenigen, die an diesem wunderschönen Samstag mittag vor das Weiße Haus gekommen waren, schienen diese Meinungsverschiedenheiten innerhalb der Bewegung völlig gleichgültig zu sein. Ihnen ging es allein um den Ausdruck ihrer Gegnerschaft zur US-Politik im Gegensatz zu den in den Medien präsentierten Meinungsumfragen, nach denen die überwältigende Mehrheit der Amerikaner (86 Prozent) hinter ihrem Präsidenten steht und angesichts der Feindseligkeiten (zu 74 Prozent) wieder „stolz auf die USA“ ist. Die Hoffnungen der Friedensbewegung liegen darin begründet, daß diese Loyalität und dieser Stolz äußerst oberflächliche Emotionen darstellen, die mit zunehmender Kriegsdauer und wachsender Zahl von Kriegsopfern leicht ins Gegenteil umkippen können. „Wir sind“, so ein optimistischer Demonstrant, „die Mehrheit von morgen.“
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