: Erneute arabische Friedensinitiativen
■ König Hussein fordert Waffenstillstand am Golf/ Marokkos König schlägt Saddam Hussein Friedensinitiative vor
Amman/Rabat/Tunis (adn/ap/ dpa/afp) — Während in vielen Teilen der Welt die Proteste und Kundgebungen gegen den Golfkrieg anhielten, meldete sich auf der politischen Ebene erneut der jordanische König Hussein zu Wort: Auf einer Pressekonferenz am Samstag in Amman wandte er sich mit dem Aufruf an die Weltöffentlichkeit, den Kampfhandlungen schnellstens ein Ende zu machen oder sie zumindest für eine gewisse Zeit zu stoppen, um nunmehr eine friedliche Lösung des Konfliktes herbeizuführen. Vor dem Hintergrund der irakischen Raketenangriffe gegen Israel und der Möglichkeit eines israelischen Gegenschlages machte der Monarch zugleich unmißverständlich klar, daß Jordanien sein Territorium und seinen Luftraum entschlossen schützen werde. Dem jordanischen Versuch einer erneuten Friedensinitiative auf der Basis eines Waffenstillstands schloß sich auch der marokkanische König Hassan II. an: Er hat dem irakischen Staatschef Saddam Hussein eine Friedensinitiative unter Einschaltung der Vereinten Nationen vorgeschlagen, um den Golfkrieg zu stoppen. Wie der marokkanische Rundfunk in der Nacht zum Sonntag berichtete, regte der Monarch die Entsendung einer Friedenstruppe an, die die Staaten des Maghreb — dazu gehören Marokko, Algerien, Tunesien und Libyen — bilden sollen. Diese sollte in Kuwait stationiert werden, um die Gegner zu trennen. Wenn Saddam Hussein zustimme, würden dies die Maghreb-Staaten im UNO-Sicherheitsrat beantragen.
König Hassan hob der Meldung zufolge in seiner Botschaft die „Tapferkeit und Standhaftigkeit“ hervor, die die irakischen Streitkräfte bislang gezeigt hätten. Saddam sollte auch deshalb eine Möglichkeit zum Frieden schaffen, „weil die arabische Welt alle ihre Führer benötigt, um sich neu zu strukturieren und den Beginn ihrer Bemühungen zur Erreichung der nationalen und pan- arabischen Ziele zu erneuern“.
Auch die Palästinensische Befreiungsorganisation PLO hat den UNO- Sicherheitsrat am Samstag zu schnellem Handeln aufgefordert, um den USA bei der Zerstörung des Iraks Einhalt zu gebieten. Nach Ansicht der PLO überschreitet der Umfang der Offensive der antiirakischen Streitkräfte bei weitem die Grenzen, die der Sicherheitsrat für den Angriff gegen den Staat von Saddam Hussein gesetzt habe. Seit über 48 Stunden müsse der Irak „massiven Luftangriffen der USA und ihrer Verbündeten standhalten, die über 23.000 Tonnen Bomben abgeworfen“ hätten. Es war bereits der zweite Appell der PLO in Tunis innerhalb von 24 Stunden. Der palästinensischen Nachrichtenagentur 'Wafa‘ zufolge hatte PLO-Chef Jassir Arafat bereits am Freitag abend eine „dringende Botschaft“ des sowjetischen Präsidenten Michail Gorbatschow erhalten. Der Kremlchef habe darin die Haltung der sowjetischen Führung gegenüber den „Entwicklungen in der arabischen Welt“ nach der Offensive gegen den Irak dargelegt.
Der Generalsekretär der Demokratischen Front zur Befreiung Palästinas, Najef Hawatmeh, erklärte in Tunis, daß nach Auffassung seiner Organisation noch immer Möglichkeiten zu einer friedlichen Lösung der Golfkrise bestanden hätten, in deren Rahmen „die Rechte aller Länder dieser Region“ hätten garantiert werden können. Die PLO habe die Kontakte zu mehreren arabischen Ländern, aber auch zu Frankreich, Spanien, Italien, der UdSSR, China, Japan und anderen nichtarabischen Ländern verstärkt.
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