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USA verstärken Luftangriffe von türkischen Stützpunkten

■ Streit um den „Bündnisfall“ in der Bundesrepublik/ Weitere Bombardements der irakischen Bodentruppen/ US-Befehlshaber Schwarzkopf: Atomare Einrichtungen des Iraks quasi ausgeschaltet

Berlin (afp/ap/dpa/taz) — Aus den militärischen Berichten des vergangenen Wochenendes läßt sich nur eines schließen: der Krieg gegen den Irak hat eine neue Eskalation erfahren. Nach den ersten Lufteinsätzen, die den von der US-Army freigegebenen Meldungen zufolge vor allem gegen Militärstützpunkte im Irak geflogen wurden, rücken jetzt offenbar die in Kuwait eingegrabenen irakischen Elitetruppen und Bagdad selbst deutlich ins Visier der alliierten westlichen Streitkräfte. Das Tempo der Angriffe wurde am Wochenende deutlich verschärft. Nach Angaben der Amerikaner wurden seit Kriegsbeginn am vergangenen Donnerstag mehr als 4.000 Einsätze geflogen.

Nach Meldungen der US-Nachrichtenagentur 'ap‘ wird „der Irak in die Zange genommen“, also immer heftiger auch von der Türkei aus angegriffen. Gestern starteten 56 amerikanische Kampfflugzeuge zum bislang größten Einsatz vom türkischen Nato-Stützpunkt Incirlik. Bereits am Freitag hatten Flüge von der Türkei aus begonnen, eine amtliche Mitteilung darüber war allerdings nicht gemacht worden. Journalisten, die auf der türkischen Seite der Grenze arbeiten, zählten bis Sonntag ca. 250 Flugzeugstarts vom Nato-Standort Incirlik.

Besonders in Deutschland hatten die Flüge von türkischem Territorium aus zu heftigen politischen Auseinandersetzungen über den sogenannten „Bündnisfall“ geführt, ob etwa die Nato-Partner auf diesem Wege direkt in den Krieg gegen den Irak einbezogen würden. Nato-Generalsekretär Manfred Wörner sagte am Samstag, falls der Irak die Türkei angreifen werde, sei dies ein Angriff auf alle Mitgliedsstaaten des Bündnisses. Am Sonntag wurden die US-Flüge von türkischem Territorium aus von türkischen Regierungsbeamten bestätigt, nachdem der Generalleutnant Thomas Kelly schon am Samstag in Washington erklärt hatte: „Die Operationen im Norden (des Iraks, d.Red) verlaufen nicht ohne Erfolg.“

In einem Interview mit der US-Fernsehgesellschaft NBC sprach auch der US- Oberbefehlshaber Schwarzkopf von bedeutenden Erfolgen der Alliierten. Nach den nuklearen Einrichtungen des Iraks befragt, sagte Schwarzkopf: „Ich hoffe, daß alle vier Installationen so nachhaltig beschädigt worden sind, daß sie in den kommenden Jahren nicht benutzt werden können.“

Das irakische Oberkommando berichtete erstmals detailliert über insgesamt 14 Angriffe auf verschiedene Regionen des Landes. Zweimal sei dabei Bagdad angegriffen worden. Unter den Angriffszielen sei auch die westlich von Bagdad gelegene Stadt Tirkit, die Geburtsstadt Saddam Husseins, gewesen. Das irakische Oberkommando machte keine Angaben über Verluste. US-Befehlshaber Schwarzkopf hingegen betonte, die „unglaublich niedrige“ Anzahl der Kriegstoten sei für ihn die größte Überraschung gewesen. SEITEN 7 UND 9

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