»Eine Koalition mit lauter wunderbaren Köppls«

■ Bundessenatorin Heide Pfarr (SPD) strebt nach Hessen INTERVIEW

Berlin. Die bisherige Bundessenatorin Heide Pfarr (SPD) wechselt dank des Wahlsieges von SPD und Grünen nach Wiesbaden. Die 46jährige Professorin mit Schwerpunkt Arbeitsrecht wird in einer rot-grünen Landesregierung in Hessen aller Voraussicht nach als Ministerin für Frauen und Arbeit amtieren.

taz: Walter Momper prägte nach den Berliner Wahlen das Wort vom »Auslaufmodell Rot-Grün«. Ist dieser Satz durch das hessische Wahlergebnis widerlegt?

Heide Pfarr: Herr Momper selbst hat diese Aussage bereits zurückgenommen. Widerlegt werden kann sie aber nicht mit der Wahl von Rot- Grün, sondern nur dadurch, daß rot- grüne Koalitionen in Niedersachsen und in Hessen erfolgreich arbeiten. Die Voraussetzungen dafür sind aber gerade in Hessen besonders gut.

Warum?

SPD und Grüne sind hier schon einmal miteinander gescheitert. Beide wissen, wie man miteinander besser nicht umgehen sollte. Außerdem sind bei den hessischen Grünen die Realos die bestimmenden Leute, während in der Berliner AL Leute wie Bernd Köppl noch zuwenig vertreten sind. Wir werden die Koalition mit lauter wunderbaren Köppls machen.

Welche Fehler von Rot-Grün in Berlin muß die hessische Koalition vermeiden?

Was wir unter Streitkultur verstanden haben, war ein widerliches, endloses Hickhack. Damit haben wir unsere eigenen Erfolge kaputt gemacht. Was wir in Hessen auch vermeiden müssen: Wir dürfen die Leute nicht einfach mit den Ergebnissen unserer Arbeit konfrontieren. Wir müssen den Menschen vorher klarmachen, worum es geht, und dafür auch in Kauf nehmen, daß die eine oder andere neue Sache nicht sofort gemacht wird.

Sie haben relativ früh Ihren Wechsel nach Hessen angekündigt. Warum wollten Sie nicht in Berlin bleiben?

Die Aussicht, daß das von mir angestrebte Ressort Arbeit und Frauen an die SPD gehen könnte, war in Berlin ziemlich mau. Andererseits war das, was Hessens Hans Eichel im Plan hatte, ziemlich faszinierend.

Rot-Grün ist Ihnen lieber als Schwarz-Rot?

Ja, das kann ich wirklich von Herzen sagen. Vieles von dem, was ich möchte, ist mit Rot-Grün sehr viel besser zu verwirklichen als mit Schwarz-Rot. Die große Koalition in Berlin ist in der jetzigen Situation sicher richtig. Ich persönlich fühle mich mit Rot-Grün aber erheblich wohler. Interview: Hans-Martin Tillack