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Wieder AKW-Brand in der CSFR

Berlin (taz/afp/adn) — Zum zweiten Mal innerhalb einer Woche haben am Montag die Alarmglocken eines tschechoslowakischen Atomkraftwerk geschrillt. Im südmährischen Durkovany, 35 Kilometer nördlich der österreichischen Grenze, brannte es in einem der drei Meiler des Atomzentrums. Das Feuer brach nach Angaben des Kraftwerksdirektors Jan Krenk in einem Schalterraum des AKWs aus. Man habe das Feuer nach einer Stunde unter Kontrolle gebracht, so Krenk. Radioaktive Strahlung sei nicht ausgetreten. Der Meiler, in dem es gebrannt habe, sei vom Schichtingenieur sofort abgeschaltet worden.

Michael Sailer, Experte für osteuropäische Reaktoren am Darmstädter Öko-Institut, zeigte sich beunruhigt. „Kabelbrände sind immer sehr gefährlich in einem AKW. In dem Augenblick, wo ein solcher Brand mehr als ein System herausreißt, ist man im Begriff, die Kontrolle über die Anlage zu verlieren.“ In jedem dieser AKWs gebe es 10 bis 15 Schaltschränke für die Sicherheitsautomatik; deren Brand wäre am gefährlichsten. Die vom Reaktordirektor gemeldete Handabschaltung deute darauf hin, daß es sich wohl nicht um einen Brand in einem der zentralen Kästen gehandelt habe.

Allerdings seien die 440-Megawatt- Reaktoren dieses russischen Typs bekannt als brandanfällig. Die Kabel seien mit leichtbrennbaren Materialien isoliert, die Kabelstränge nicht getrennt, und die Kabel selbst bestünden häufig aus Flickwerk. „Meistens geht es auch bei einem Brand gut, aber einmal geht es dann nicht mehr gut“, warnte Sailer. Ein ähnlicher Brand wie in Dukovany hatte sich noch in der vergangenen Woche in einem baugleichen Reaktor des AKWs von Jaslovske Bohunice rund hundert Kilometer nordöstlich von Wien ereignet. Auch in einem der baugleichen Greifswalder Reaktoren war es 1975 zu einem Kabelbrand gekommen. Damals wurden wesentliche Teile des Kühlkreislaufes für sechs Stunden ausgeschaltet. Der Reaktor schrammte eine Stunde am Gau vorbei. Österreich hat immer wieder die Stillegung der tschechoslowakischen Reaktoren gefordert und sogar finanzielle Unterstützung dafür angeboten. Die sowjetischen 440-Megawatt-Atomreaktoren in Bohunice und Dukovany entsprächen nicht den westlichen Sicherheitsnormen. Den älteren drei Reaktoren fehlt ein Notkühlsystem praktisch völlig. Bei einer Zerstörung der Hauptkühlung könnte es zu einer Kernschmelze kommen. ten

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