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„Angst, fröhlich zu sein.“

■ Gespräch mit zwei SchülerInnen, die seit Tagen demonstrieren gehen

taz: Ist dies das erste Mal, daß Du demonstrierst?

Ella Lorenz (15): Ne. Quatsch. Wir haben letzten Freitag die Waller-Ring-Kreuzung besetzt und sind bei den Demos immer mitgegangen.

Warum?

Ella Lorenz: Erstmal ist die Stimmung auf dem Marktplatz toll. Das macht viel Spaß, so singen und so. Und zweitens, weil ich was gegen den Krieg tun will. Wenn ich zu Hause sitzen bleibe, geht's mir noch viel schlechter. Wenn man was macht, hat man das Gefühl, man tut was für den Frieden.

Und du?

Mirja Schapers (15): Ich bin auch schon immer mitgegangen. Nicht aus dem Grunde, weil ich Schule schwänzen will. Sondern weil ich es nicht so toll finde, daß Krieg ist und so. Deswegen gehe ich auch noch privat auf den Marktplatz. Auf keinen Fall gehe ich allein nach Hause und halte mich da lang auf. Weil da habe ich auch, ehrlich gesagt, Angst vor. Da komme ich nur auf schlechte Gedanken.

Ella Lorenz: Man muß zwischendurch auch mal lustige Sachen machen. Aber ich hab' ein tierisch schlechtes Gewissen, wenn ich mal irgendwo ein bißchen länger Spaß habe.

Mirja Schapers: Das ist bei mir auch ganz oft so, zum Beispiel kam da so ein Lehrer, wir lächeln uns sonst morgens immer zu, voll die komischen Blicke. Da denk ich: Oh, Scheiße. Jetzt hab ich gerade mal ein paar Minuten, wo ich nicht so depri-mäßig drauf bin und dann kommt da so ein Lehrer an. Dann erinnert mich das gleich an Krieg. 'Jetzt ist Krieg, und ich bin fröhlich.'“ B.D.

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