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DONNERSTAG

Werner Fritsch ist ein Autor, der die seltene Kunst der Zurückhaltung beherrscht. Ob ihm dies auch in seinem 1989 erschienenen Monolog eines Soldaten geling, kann heute um 21.00 Uhr bei S2 jeder selbst austesten. In Steinbruch stellt Fritsch die Innenwelt eines Soldaten während der fürs Militär typischen sinnlosen Aktivitäten vor: Was denkt dieser Mensch beim Wacheschieben und während eines Nachtmarsches durch Eis und Schnee? Die als quälend und demütigend empfundene äußere Situation schlägt sich fast spiegelbildlich in quälenden, brutalen Phantasien nieder. Je länger die absurde Übung andauert, desto dichter und bedrängender geht es in der Kopfwelt des Soldaten zu. Die Phantasien entfalten schließlich einen Sog, dem ebenso wenig zu entkommen ist wie dem Abgrund an Aggressionen.

Um 22.35 Uhr geht dann beim Rias1 ein Essay des mexikanischen Schriftstellers Octavio Paz über den Äther. Vor allem in seinen zeitkritischen und poetischen Essays führt er die liberal- intellektuelle Tradition seiner Familie fort. In Der Aufstand der Zukunft beschäftigt sich Paz mit den Begriffen „Modernität“ und „Rückständigkeit“ und stellt den europäischen Überlegenheitsanspruch an den Pranger: „Auf die Gefahr hin, monoton zu werden, muß ich wiederholen, daß es erstens nicht nur eine einzige Zivilisation gibt, und zweitens, daß in keiner Kultur die Entwicklung linear verläuft. [...] Die Wissenschaftler von heute sind keineswegs in höherem Maße entwickelt als die von gestern.“ Das gleiche gilt für den Gegensatz Europa-Lateinamerika.

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