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Werter Rudolf Monnerjahn!

■ Ulrich Reineking-Drügemöller: Text as text can

Betr.: Normale anwaltliche Dienstleistung: Werter Rudolf Monnerjahn! Ich möchte zu sozial verträglichen Bedingungen Ihre normale anwaltliche Dienstleistung in Anspruch nehmen. Am vergangenen Montag gegen 20.30 Uhr, also kurz nach der Ihnen bekannten Buten&Binnen-Reportage über die blutigen Geschäfte Ihrer ehemaligen Mandantin CIFCO, hielt ich mich einen Steinwurf weit entfernt von deren Verwaltungsgebäude am Osterfeuerberger Ring in einem Waller Wurstpalast auf. Wegen eines angeblichen Steinwurfs in die Scheiben des CIFCO-Portals wurde ich dann auf Grund der Denunziation eines vermutlich rechtschaffenen Mitbürgers von einer Funkstreife vorläufig festgenommen und darf nun mit weiterer Unbill rechnen. Die juristische Vertretung meiner Interessen könnte nunmehr eine gute Rehabilitierungsmöglichkeit für Sie sein: Gerechte Sache siegt, nicht wahr?! Da Sie und ich für das mutmaßliche Motiv der unbekannten Steinewerferin schließlich nicht nur klammheimliches Verständnis haben, dürfte eine gemeinsame Verfahrens-Strategie schnell zu finden sein. Mit freundlichem Gruß.

Molestiert wird der zur Zeit am Barkhof zu Bremen praktizierende Geistheiler Dr. Alfred Kosel von der Gesundheitsbehörde wegen diverser Verstöße gegen Heilmittel- und Heilpraktikergesetz sowie wegen unerlaubter Titelführung. Sollte nunmehr die eine oder andere Leserin die hier eventuell entstehende Marktlücke mit Tarot oder Reiki zu füllen gedenken, so kann auf Wunsch Anschriftenmaterial gefälliger US-Institute zur Erlangung geschmackvoller und reich illustrierter Promotionsurkunden angefordert werden.

Zerfetzte Leiber, einstürzende Neu- und Altbauten. Wer wäre nicht für den Frieden, wenn er den Krieg erst kennt! In die Friedensbewegung engagiert einsteigen werden sicher bald die Angehörigen des Bremer Gastgewerbes, denn wie deren Geschäftsführer Peter Malwitz im Weserreport kundtat, zählen die Wirte mit hochgerechnet 8 Millionen Mark Schaden schon jetzt zu den Hauptleidtragenden des Wüstensturms: Nach Eiswette, Schaffermahl und anderen Zechgelagen wurden jetzt auch Alpenfest und Carl-Schurz-Ball abgesagt. Und wenn die Bomben nicht bald präziser auf die Glocke der Irakis fallen, kann sich Klaus Peter Schulenberg (KPS Konzerte) in diesem Jahr keinen neuen Pelzmantel kaufen, denn sein Stadtfest dürfte dann früher als ohnehin erwartet den Bach runtergehen.

Betroffen ist in jedem Fall auch Frollein Petra Hack aus Euskirchen. Die 21-jährige ist eine der derzeit amtierenden Miß-Germany-Versionen und wird golfmäßig um manchen schönen Auftritt gebracht. Ihre Agentur aber hat die Chance in der Krise erkannt und schickt die Maid am 1. Februar zum Oldenburger Fliegerhorst, auf daß sie dort 300 Autogrammkarten mit persönlichen Grußworten für die Alpha-Piloten an der Türkenfront abgebe. Während die Interessengemeinschaft der Soldatenbräute diese Pin-Up-Bild-Aktion aus einsichtigen Grüpnden vehement ablehnt, begrüßt der Sprecher des Jagdbombergeschwaders 43 die Hochglanz- Message an seine Jungs als „positiv angesichts der laufenden Demonstrationen und Aufrufe zur Desertion“. Vorschlag für absagegeschädigte Karnevalisten, Stripperinnen, Heinos und Petras: Gründung eines Vorläufigen Front-Theaters zur Truppenbetreuung. Dann marsch ab, mit Lied. Who kiled Norma Jean? Und wo bleibt die Landstörtzerin?

Liebe Leserin! Erfreulich phantasievoll und vielseitig wurde der Aufruf zu ein bißchen Sabotage von Ihnen befolgt. Darf's noch ein bißchen mehr sein? Danke.

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