Kunstlicht

■ Muh sagen ohne Naserümpfen: Neuigkeiten aus dem Kreismuseum Syke, dem Haus Coburg, der "Munte", der "Securitas"-Galerie und GadeWe

“Wer mäh sagt, muß auch muh sagen.“ Eine programmatische Aussage, der dieser Tage im Kreismuseum Syke besondere Bedeutung zukommt. Drei Hamburger KünstlerInnen haben den Museumsbegriff erweitert und die gewohnte heimatverbundene Museumsinstallation (Imkerei, Ackergerät, Herdstelle) um „Zutaten“ bereichert. Aufmerksame entdecken magische Assemblagen, ironische Kommentare und verspielte Verfremdungen im rustikalen Ambiente, mit denen sich Karin Bollmann, Johannes R. Seifert und Matthias Schmidt im Museum breitmachen. Feine Ohren hören das Flüstern der Objekte. (bis 24.Feb., geöffn. Di.-Fr. 14-17, Sa. u. So. 10-12, 14-18 Uhr)

Ausstellungen in New York — Minneapolis — Winnipeg — Detroit — Atlanta — Richmond — Bonn und dann? Delmenhorst! Die rührige Städtische Galerie Haus Coburg präsentiert Bernhard Johannes Blume, den Kölner Fotografen mit Weltgeltung. Gezeigt werden Polaroids, ein Großfoto der Folge „Im Wald“ und etwa 100 Zeichnungen vom grünen Fettstift. Thema: „natürlich“. Aber gebrochen, natürlich. Seine Fotoarbeiten, dafür ist Blume berühmt, spiegeln liebevoll den Terrorzusammenhang „Familie“ (“Im Wahnzimmer“). (DEL, Fischstr.30, bis 17.Feb.; gleichzeitig zeigt der Delmenhorster Harald Liebig „Lebensräume“, mit Bildern möblierte Geburts-, Sterbe-und Liebesräume.)

Van Gogh ist tot, es lebe Hans Joachim Pietrula! Wer hätte gedacht, daß Rügen, wo Pietrula (Jg.38) aufwuchs und gedieh, überaus ähnliche Kunst evoziert wie das südliche Frankreich? Ab Samstag 18 Uhr darf man sich in der Munte (Silence Hotel) nicht genug darüber wundern und die Ohrläppchen des Neoimpressionisten zählen. Prof. Alexander Morin (der Astrologe) führt ins Werk ein, ehrlich.

In der Galerie der Securitas-Versicherung Am Wall 121 gegenüber der Mühle gehen kann man derzeitein paar wirklich schöne Bilder ansehen. Iris Herholz (Jg.64, Kunststudium in Osnabrück) weiß nämlich mit Hell und Dunkel sehr souverän umzugehen und mischt zuweilen die Farben so subtil, daß feine erzählerische Bildräume entstehen, abstrakt-figurativ-spannungsreich, mit melancholisch-gedämpftem Unterton. Im schlechtesten Fall bedient Iris Herholz die aufgereizten Augen, im besten unsere Suchlust nach innerer Landschaft. (bis 24.Feb.)

Mit allen Mitteln pariert er die die Attacken des Alltags, die Bedrohungen, die Weltuntergänge, mit Händen voll Acryl oder mit der Kalten Nadel: Rainer Roland zeigt in der GadeWe-Reihe Biografisches aus Deutschland im 20. Jahrhundert „Autobiografisches“. Aus Angst wird Kunst, manches Mal zu unmittelbar, zu agitproper: Etwa im ca. 10 qm großen „D. du hast die schönste Geisterbahn“, einer Autobahn, in Totenschädel eingebettet. Seine Radierungen etwa zur Ostertor-Szene (“H-Corner“) sind auch in der Aussage erheblich filigraner. (Reuterstr.9-17, bis 12.Feb.) Bus