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Wo keiner hinfliegt

■ Die taz fliegt darüber

Der Bombenhagel am Golf hat auch bei den deutschen Reiseveranstaltern eingeschlagen. Die Reiselust der Bundesbürger ist deutlich zurückgegangen. „Wir alle spüren eine deutliche Zurückhaltung der Leute bei der Urlaubsbuchung“, heißt es übereinstimmend in der Branche, die bis vor kurzem noch über Teilnehmerzuwächse von 20 Prozent und mehr jubelte. „Der Knick ist da“, berichtet ein Unternehmenssprecher, der sich im Moment damit tröstet, daß viele Urlaubswillige vom Flugzeug aufs Auto und die Bahn umsteigen.

Zwar gibt es nach Darstellung von Branchenführer TUI (Hannover) noch „keinen Anlaß zur Dramatik“, doch verfolgen die Ferienfabrikanten das Geschehen mit großem Unbehagen: Sollte sich das Ende des kriegerischen Konflikts noch Wochen oder gar Monate in die Länge ziehen, dann sehen sie „sehr, sehr schwierige Zeiten“ auf sich zukommen. Prognosen will im Moment kein Touristiker mehr abgeben. Auch wenn Bahn- und Autoreisen verstärkt nachgefragt werden — ein Ausgleich für das abbröckelnde Geschäft mit Flugreisen sind sie nach übereinstimmender Aussage nicht. Das bröckelnde Geschäft im Flugverkehr macht sich überall bemerkbar. So hat die spanische Fluggesellschaft Iberia ihr gesamtes Flugaufkommen eingeschränkt. Andere Fluggesellschaften leiten Flüge über Dubai nach Indien beispielsweise großräumig über die UdSSR um.

Seit am vergangenen Samstag die letzten Pauschalurlauber aus Ägypten und der Südtürkei nach Deutschland zurückgeflogen wurden, sind in den indirekt vom Krieg betroffenen Zielgebieten keine deutschen Touristen mehr. Ägypten hat aus Angst vor Terrorangriffen starke Sicherheitsvorkehrungen für die Kunstschätze getroffen. Museen und Pyramiden sind streng abgesichert. Ferienflüge in den Nahen Osten, aber auch nach Zypern, wurden vor Wochen eingestellt. Auch Tunesien und Marokko sind „so gut wie out“. Die Buchungen „tröpfeln nur noch“, heißt es bei NUR-Touristic in Frankfurt. Selbst Spanien und die Karibik verzeichnen seit Kriegsausbruch bei einigen Veranstaltern Buchungseinbrüche in zweistelliger Größenordnung.

Rund 20 Prozent weniger Buchungen, aber noch gegenüber dem Vorjahr fast gleichgebliebene Umsätze — so lautet die Bilanz eines mittelständischen Reiseunternehmens in Frankfurt für die durch die Kriegsereignisse beeinträchtigte Wintersaison. Im Ferntourismus steigen viele Leute nach Feststellung des Deutschen Reisebüros (DER) „auf deutsche Fluggesellschaften um, weil sie sich dort sicherer fühlen“. Wer auf eine deutsche Airline umbuchen will, kann das bis etwa 28 Tage vor Reiseantritt kostenlos tun; danach kostet es 100 DM. Viele Bürger „warten ab, haben aber den Urlaub noch nicht in den Wind geschrieben“, wird die Haltung der Kundschaft beschrieben.

Kulant zeigen sich die Veranstalter der Pauschalpakete bei Stornierungen und Umbuchungen. Fast alle bieten bei vorzeitiger Rückkehr aus an die Konfliktregion angrenzenden Ländern Rückerstattung von nicht in Anspruch genommenen Leistungen an. Wer von Reisen zurücktreten will, die in Länder führen, die vom Auswärtigen Amt auf die sogenannte Negativliste gesetzt wurden, kann kostenlos stornieren oder umbuchen. Die TUI bietet ihren Gästen statt eines Urlaubs in der Türkei oder auf Zypern zum gleichen Preis einen gleichlangen Aufenthalt in Kenia oder auf den Kanarischen Inseln an. Selbst Urlauber aus dem abseits vom Konflikt liegenden Tunesien wurden mit einer Direktmaschine zur Fortsetzung ihrer Ferien ins „sichere“ westliche Lager nach Mallorca geflogen.

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