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Kroatisches Parlament beruft Krisensitzung ein

■ Spannungen in Jugoslawien verschärfen sich nach Truppenbewegungen der Bundesarmee in Kroatien/ Kroaten wollen die Loslösung von Belgrad vorantreiben

Belgrad (afp) — In der jugoslawischen Teilrepublik Kroatien hat sich am Freitag das Parlament zu einer Krisensitzung zusammengefunden, auf der die Abgeordneten die weitere Loslösung ihrer Republik von der Belgrader Zentrale erreichen wollten. Im Verlauf der Sitzung, die nach den Worten des kroatischen Präsidenten Franjo Tudjman in einem Klima der „Kriegspsychose“ stattfand, wollten die Abgeordneten zahlreiche Maßnahmen ergreifen, die die Abtrennung der Republik von Belgrad vorantreiben. Zu erwarten war, daß die jugoslawischen Gesetze, die der kroatischen Verfassung widersprechen, ihre Gültigkeit verlieren werden. Das Parlament wollte die Bundesregierung in Belgrad auch dazu auffordern, die Souveränität der Republik zu achten und die Armee daran zu hindern, die legalen Einheiten der kroatischen Polizei aufzulösen. Kroatien hatte ebenso wie Slowenien, das den Demokratisierungsprozeß in Jugoslawien eingeleitet hatte, im vergangenen Jahr seine Unabhängigkeit erklärt. Seit Mai wird die Republik von Nationalisten regiert, die neue, im Dezember verabschiedete Verfassung gibt ihr das Recht auf Abspaltung von Jugoslawien, wenn seine Lage „unannehmbar“ wird. Zur Untermauerung seiner Unabhängigkeit hatte Kroatien eine eigene Polizei und Einheiten zur Landesverteidigung aufgestellt. Hierauf hatte die Zentralregierung in Belgrad Kroatien eine Frist zur Auflösung der bewaffneten Verbände gesetzt, die in der Nacht zum Dienstag abgelaufen war. Am Mittwoch hatte das jugoslawische Verteidigungsministerium dann damit gedroht, die Armee werde in Kroatien eingreifen, wenn die Republik nicht umgehend „alle bewaffneten Gruppen“ auflöst. Verschärft worden ist die Spannung in dem auseinanderbrechenden Vielvölkerstaat, nachdem am Donnerstag Truppenbewegungen der jugoslawischen Armee in Kroatien beobachtet worden waren. Der kroatische Verteidigungsminister Martin Spegelj hatte erklärt, die Armee der 5.Militärregion, in der Serben und Kroaten dienen, sei in höchste Alarmbereitschaft versetzt worden, und insbesondere in Varazdin an der ungarischen Grenze und in Bjelovar östlich von Zagreb seien Panzerbewegungen beobachtet worden. Am Abend forderte die kroatische Regierung dann den Rücktritt der jugoslawischen Armeeführung, die als politisches Instrument des serbischen Kommunistenführers Slobodan Milosevic gilt. Dies berichtete das Fernsehen in Belgrad unter Berufung auf den kroatischen Regierungschef Josip Manolic. Manolic forderte demnach, daß die Armee „von der politischen Bühne verschwinden muß.“

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