: Verletzte nach einem Einsatz von ABC-Waffen
Nach einem Einsatz von ABC-Waffen, dem berüchtigten „Massenanfall“ von Verletzten, ist es die „militärische Aufgabe des Arztes [...], möglichst viele Patienten mit kleineren Verletzungen dienstfähig zu ihrem ständigen Einsatz zurückzuschicken. Er muß sich auf die Behandlung derjenigen konzentrieren, die voraussichtlich überleben werden.“ So die Zentrale Dienstvorschrift 49/50 der Bundeswehr, die inzwischen zwar zurückgezogen, keineswegs aber außer Kraft gesetzt wurde. Statt Versorgung der Bedürftigsten also Selektion derjenigen mit der größten Aussicht auf Wiederverwendbarkeit. Schon Sigmund Freud hatte die Militärmediziner als „Maschinengewehre hinter der Front“ bezeichnet, die kriegsmüde Soldaten in die Schützengräben zurück „therapieren“. Die sich neu abzeichnende Prostitution der Medizin gegenüber militärischen Interessen, ihre Zurichtung auf die scheinbaren Erfordernisse einer selbstmörderischen Massenvernichtung, die kriegspsychologisch wichtige Vortäuschung von Hilfsmöglichkeiten, sollte eigentlich bei allen Helferinnen und Helfern Anlaß zum Widerstand sein: Anstiftung zur präventiven Desertion aus dem militärmedizinischen Korsett. Gefordert sind Widerstand zur Rückgewinnung ärztlicher Autonomie im Interesse der Opfer. SEITEN 12 UND 13
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