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Mehr Geld für Drogenprojekte

■ Rüdiger: „wirksame Hilfe“ / Mitarbeiterinnen: Perspektiven nötig

Das Busprojekt für drogenabhängige Prostituierte und das Nachtangebot des Vereins Kommunale Drogenpolitik in der Schmidtstraße erhalten für 1991 insgesamt 56.000 Mark mehr. Das teilte gestern die Gesundheitssenatorin Vera Rüdiger mit. „Ich habe mich persönlich davon überzeugt, daß dieses Projekt wirksame Hilfe anbietet. Da ist das Geld gut angelegt.“ Sich prostituierende drogenabhängige Frauen seien in zweifacher Hinsicht stigmatisiert und bedürften deshalb eines besonderen Schutzes.

Den versuchen die MitarbeiterInnen der beiden Einrichtungen zu bieten. Seit Januar 1990 haben drogensüchtige Frauen in der Schmidtstraße 5 in vier Nächten pro Woche die Möglichkeit zu duschen, ihre Wunden zu versorgen, ihre Wäsche zu waschen, sich rechtlich beraten zu lassen und Spritzen zu tauschen. In akuten Notfällen kann auch übernachtet werden. Seit Öffnung der Räume ist der Bedarf ständig gestiegen. Anfangs waren es nur drei, die pro Nacht das Angebot wahrnahmen, inzwischen sind es bereits durchschnittlich 35 Frauen. Allein zwischen Februar und Oktober 1990 wurden 7.000 Spritzen und 19.000 Kanülen gewechselt. „Die Frauen sagen uns immer wieder, daß die Einrichtung für sie lebenswichtig ist“, erzählt Mitarbeiterin Sabine Michaelis.

Ein ähnlich wichtiges Hilfsangebot ist der ebenfalls 1990 eingerichtete Bus, der drei Mal pro Woche die ganze Nacht über in der Friesenstraße steht. Hier wird durch eine Mitarbeiterin des Hauptgesundheitsamtes Beratung zu sexuell übertragbaren Krankheiten, Schutz vor gewalttätigen Freiern, gesundheitliche Hilfe und Spritzenaustausch angeboten. Außerdem können die Frauen sich Kondome abholen. „Im Sommer waren es in mancher Nacht über 50 Frauen, die zu uns kamen“, sagt Sigrid Depping von der Bremer Hilfe. „Da war Beratung schon gar nicht mehr möglich.“

Doch die grundlegenden Probleme werden mit beiden Angeboten nicht gelöst. Die überwiegende Zahl der Drogenabhängigen ist obdachlos und rutscht unweigerlich ins soziale Elend. „Je mehr man sich mit den Frauen beschäftigt, desto schwieriger finde ich es, das mit anzusehen“, berichtet Petra Müller vom Gesundheitsamt. Sie wünscht sich in Zukunft ein Notübernachtungsprojekt, damit die Frauen nicht gezwungen sind, bei ihren Freiern oder auf „irgendwelchen Dachböden“ zu schlafen. „Wir müssen unbedingt Perspektiven für die Frauen entwickeln, sonst ist unsere ganze Arbeit umsonst.“ bz

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