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Von der Straße in die Container

■ 12 Obdachlose bis zum Frühling in Containern am Jakobushaus

Vier Betten, Schränke, Tisch und Stuhl haben sie, sogar Fenster, elektrisches Licht und elektrische Heizöfen haben die Wohncontainer, die für 12 Obdachlose in den nächsten Tagen neben der Hochstraße am Breitenweg aufgestellt werden. Fließendes Wasser aber gibt es nicht, da müssen die Wohnungslosen erst über den Parkplatz ins Jakobushaus der Inneren Mission hinübergehen. Hausleitung und Sozialbehörde haben letzte Woche beschlossen, drei Container mit insgesamt zwölf Schlafplätzen aufzustellen: „eine weitere Notlösung am Rande der Menschenwürde“, so Senatsdirektor Hans-Christoph Hoppensack gestern.

Als Standort für die Container wurde ein Parkplatz neben dem Jakobus-Haus auserkoren, damit die wohnungslosen Schlafgäste von den SozialarbeiterInnen im Haus mitbetreut werden können. Die Sozialbehörde hat zwei zusätzliche SozialarbeiterInnen- Stellen zugesagt, die sie auch finanziert. Zu mehr als zur bloßen Übernachtung sind die Blechkästen nicht vorgesehen, sie werden erst um 22 Uhr geöffnet und morgens um 7 Uhr wieder abgeschlossen. „Alles andere ist von den Beschäftigten nicht zu leisten“, so Kurt Huuk, Leiter des Sozialzentrums der Inneren Mission.

Die Innere Mission habe vorgeschlagen, die Container am Jakobus-Haus aufzustellen, so Huuk. In Gesprächen mit der Behörde wurde vereinbart, daß Soziales sämtliche Kosten übernimmt, einschließlich des Pflegesatzes von 26 Mark pro Container-Übernachtung. Kurt Huuk: „Schon im September 1990 habe ich darauf hingewiesen, daß wir dringend 25 bis 30 Plätze zusätzlich brauchen. Da ist nichts passiert. Verschiedene Möglichkeiten in den Stadtteilen haben sich zerschlagen, auch weil es Proteste aus der Bevölkerung gab.“

Schon seit längerem kann die Innere Mission, die im Auftrag der Stadt Übernachtungsplätze für alleinstehende Wohnungslose bereithalten muß, die Obdachlosen nicht mehr versorgen. Täglich werden Menschen ohne Dach über dem Kopf abgewiesen, weil das Haus voll ist.

Kurt Huuk will den Wohncontainer allerdings erst dann endgültig zustimmen, wenn die Sozialbehörde zwei neue Einrichtungen für „betreutes Wohnen“ in Angriff nimmt: zwei Häuser mit jeweils sechs bis acht Plätzen in Woltmershausen und im Steintor- Viertel. Huuk hofft, daß dadurch einige Plätze im Wohnheim des Jakobus-Hauses frei und die Container wieder überflüssig werden. Zur Zeit verhandelt die Innere Mission mit der Stadt darüber, im Herbst eine weitere Obdachlosen-Einrichtung neu zu schaffen.

Die zwölf Container-Schlafplätze werden nach drei Monaten wieder abgebaut, die Obdachlosen müssen dann wieder auf der Straße leben. „Was dann passiert, weiß ich nicht“, sagt Kurt Huuk. och

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