Umwelt-Kooperation europaweit

■ Bremen organisiert Wissensaustausch mit Blick auf volle EG-Töpfe

Was haben Sevilla, Groningen, Rostock, Bratislava und Iraklion gemeinsam? Mit acht weiteren Städten wollen sie auf Initiative Bremens künftig in der Umweltpolitik enger zusammenarbeiten. Der erste Schritt auf diesem Weg wurde dieses Wochenende in Bremen gegangen, als sich Vertreter der Städte auf Einladung von Umweltsenatorin Eva-Maria Lemke- Schulte für drei Tage zum Beschnuppern trafen. Gestern resümierten die versammelten Umweltexperten ihren Besuch vielsprachig vor der Presse. Umweltsenatorin Eva-Maria Lemke- Schulte: „Nach den vielen Expertenkonferenzen über die großen Umweltprobleme müssen sich die Städte direkt unterhalte, wo im Alltag die Probleme liegen.“

Erfahrungsaustausch und Zusammenarbeit erhoffen sich die teilnehmenden Städte von dem sogetauften Eucomenex-Programm, das von der EG unterstützt und vor allem finanziert und von der Umweltsenatorin in Zusammenarbeit mit dem Berufsbildungsinstitut der Angestelltenkammer durchgeführt wird. In einer ersten Stufe sollen Experten der jeweiligen Städte die spezifischen Probleme und Lösungsansätze zusammentragen. Bis zum Ende des Jahres wollen die Bremer Organisatoren dann einen Abschlußbericht zusammenstellen, der neben einer Beschreibung der Situation in den Städten auch Empfehlungen an die zuständige Kommission der Europäischen Gemeinschaft enthalten soll, durch welche Maßnahmen der Umweltschutz in den Städten unterstützt werden kann.

„Mehr als nur ein bißchen plaudern“ erhofft sich zum Beispiel der Groninger Konferenzvertreter von der Eucomenex-Zusammenarbeit. Neben dem Umwelt know-how der deutschen und dänischen Kommunalvertreter sehen die Holländer den Sinn in „einer Art umweltpolitischer Entwicklungshilfe“ für Städte in Süd- und Osteuropa.

Doch den Vertretern der einzelnen Länder geht es um mehr als Tips und gute Worte. Über die Teilnahme an dem Programm hoffen die Städte an gut gefüllte EG-Umwelttöpfe heranzukommen. „Die Lösung der Probleme kostet viel Geld“, sagte beispielsweise der Vertreter Sevillas. So sei beispielsweise der Erhalt zweier großer Nationalparks in Andalusien nur mit der Hilfe Europas denkbar. Ähnliche Hoffnungen hegt der Vertreter Lissabons, der Unterstützung bei der Erhaltung der Altstadt sucht.

Aber auch das vergleichsweise hochentwickelte Bremen schielt mit dem Programm in Richtung EG-Förderung. Umweltsenatorin Lemke-Schulte: „Sie wissen, daß Bremen kreativ ist, was die EG angeht.“ Und auch der Organisator vom Berufsbildungswerk der Angestelltenkammer, Ulrich Müller, gesteht: „Das ist einer der konkreten Hintergedanken.“

Das EG-Projekt ist Folge eines Seminars „Stadt und Umwelt in Europa“, das Anfang letzten Jahres in Bremen stattfand. Zu den damals teilnehmenden Städten luden die Bremer ihre Partnerstädte Rostock und Bratislava dazu, die nun auch zum ersten Mal konkrete EG-Erfahrungen machen können. hbk