: Großbritannien will mehr als Kuwait
■ Verteidigungsminister King plädiert für eine vollständige Zerschlagung des irakischen Militärpotentials/ Streit in der Labour Party über die Ziele des Krieges am Golf
Dublin (taz) — Der britische Verteidigungsminister Tom King hat am Sonntag erklärt, daß der Golfkrieg mit der Befreiung Kuwaits noch lange nicht zu Ende sei. In einem Interview mit Radio BBC sagte er: „Es wäre ein offensichtlicher Verrat an all denen, die bereit sind zu kämpfen und ihr Leben zu riskieren, wenn wir die Aufgabe nur halb erfüllen. In sechs Monaten oder einem Jahr stünden wir dann vor demselben Problem.“
Verteidigungsminister King behauptete, der letzte Satz der UN-Resolution 678, der „bisher übersehen“ worden sei, berechtige zur vollständigen Zerschlagung der „irakischen Militärmaschinerie“. In dem betreffenden Satz heißt es jedoch lediglich, daß „Aktionen zur Wiederherstellung des Friedens und der Sicherheit in der Region“ berechtigt seien. Das bedeute, so interpretierte King, daß ein Rückzug der irakischen Truppen hinter die kuwaitische Grenze nicht ausreiche, da sie sofort nach dem Abrücken der Alliierten erneut zuschlagen könnten: „Damit wäre die Durchsetzung der UN-Resolution keineswegs gegeben.“
Kings Erweiterung der britischen Kriegsziele hat die internen Auseinandersetzungen in der Labour Party verschärft. John Prescott, Transportminister im Schattenkabinett, will morgen bei der Sitzung des Parteivorstands darauf drängen, daß Labour die Zusammenarbeit mit der Regierung auf die Befreiung Kuwaits begrenzt. „Ich stimme darin mit der Stellungnahme der Vereinten Nationen völlig überein“, betonte Prescott. Vier weitere Mitglieder des Schattenkabinetts teilen diese Meinung. Clare Short sagte am Sonntag: „Es wäre ein schwerer Fehler, wenn Großbritannien sich in einen Krieg ziehen läßt, dessen Ziel es ist, den Irak plattzumachen.“ Der rechte Labour-Flügel um Parteichef Neil Kinnock hat der Tory-Regierung dagegen praktisch einen Blankoscheck für den Golfkrieg ausgestellt. Kinnock sagte, das UN-Mandat schließe zwar nicht den Tod Saddams ein, doch müsse ihm die Möglichkeit eines weiteren Verbrechens wie der Invasion Kuwaits genommen werden. Ralf Sotscheck
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