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„Die Gewalt in Südafrika muß enden“

Am Dienstag trafen die Führer des Afrikanischen Nationalkongresses und der Inkatha-Bewegung zu Gesprächen zusammen/ Mandela und Buthelezi fordern gemeinsame Schritte zur Beendigung der Gewalt  ■ Aus Durban Hans Brandt

Nelson Mandela und Häuptling Mangosuthu Buthelezi haben am Dienstag ein Ende politischer Kämpfe zwischen ihren Anhängern und wechselseitige Toleranz gefordert.

Als Leiter hochrangiger Delegationen ihrer Organisationen trafen der Vizepräsident des Afrikanischen Nationalkongresses (ANC) und der Präsident der Zulu-Partei Inkatha in der Hafenstadt Durban am Indischen Ozean erstmals persönlich zusammen. Es wird gehofft, daß das langerwartete Treffen einen Friedensprozeß in Gang bringt, um die blutigen Kämpfe zwischen Inkatha- und ANC-Anhängern zu beenden, die in den letzten acht Jahren mehr als 4.000 Tote gefordert haben.

„Die Gewalt muß enden“, sagte Mandela zur Eröffnung der Gespräche. „Es muß Frieden geben.“ Deshalb plädierte er für Toleranz. „Wir haben keine andere Wahl als nebeneinander zu bestehen“, meinte Mandela. „Das bedeutet, daß wir untereinander und in unserer Gesellschaft eine Kultur der Toleranz und des friedlichen politischen Engagements fördern.“ Wichtigstes Ziel der Gespräche, bekräftigte auch Buthelezi, seien gemeinsame Schritte, um die Gewalt zu beenden.

Mandela und Buthelezi, die sich schon vor Mandelas Verhaftung in den fünfziger Jahren gut kannten, begrüßten einander herzlich mit einer Umarmung. Buthelezi begrüßte dann alle Mitglieder der 20köpfigen Delegation der ANC-Exekutive, während Mandela sich persönlich den 67 Mitgliedern des Inkatha-Zentralkomitees vorstellte. Die Atmosphäre war entspannt. Indes demonstrierten vor dem Luxushotel, in dem die Gespräche stattfanden, etwa 100 Inkatha-Mitglieder. Buthelezi nahm sich Zeit, sie kurz zu begrüßen, warnte jedoch vor unrealistischem Optimismus.

Das seit Mandelas Freilassung im Februar letzten Jahres erwartete Treffen mit Buthelezi ist entscheidend für das Schaffen von Frieden in Südafrika. Buthelezi hatte wiederholt gesagt, daß eine Aussöhnung zwischen ANC und Inkatha notwendige Voraussetzung für eine Versöhnung in Südafrika ist. Die regierende Nationale Partei (NP) betonte vor dem Treffen, daß ein positives Ergebnis den gesamten Verhandlungsprozeß in Südafrika beschleunigen könnte.

Der Vorwurf des ANC, daß Teile der Sicherheitskräfte auf Seiten von Inkatha in den Konflikt eingegriffen haben, ist von unabhängigen Juristen und Menschenrechtsgruppen bestätigt worden. Die Polizei selbst hat solche Vorwürfe allerdings immer zurückgewiesen. Im Zentrum der Differenzen zwischen Inkatha und ANC steht die Frage, wie der Kampf gegen Apartheid zu führen ist. Inkatha will gewaltlos kämpfen, lehnt den bewaffneten Kampf des ANC und den ANC-Aufruf zu internationalen Wirtschaftssanktionen gegen Südafrika ab. Der ANC dagegen bestreitet den Anspruch Buthelezis, als Antiapartheid-Kämpfer aufzutreten, während er gleichzeitig aber seine Machtbasis im Zulu-Homeland Kwa Zulu hat und als dessen Chef von den Apartheidstrukturen profitiert.

An der Basis ist der Konflikt zwischen den Organisationen allerdings zu einem reinen Stellungskampf entartet. Die schwarzen Wohngebiete bei Durban und Pietermaritzburg, den beiden größten Städten Natals, sind in Inkatha- und ANC-Gebiete aufgeteilt. Es ist entscheidend für alle Friedensversuche, ob sie an der Basis der beiden Organisationen durchgesetzt werden können.

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