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Gesamtschule Mitte: Ex-Junkies renovieren

■ Zusammenarbeit von ehemaligen Drogenabhängigen und SchülerInnen neu in Bremen

“Was ich damals gemacht habe, war Scheiße. Ich habe denen gesagt, die sollen nicht dieselben Fehler machen wie ich.“ Dirk (26) ist ein ehemaliger Drogenabhängiger, der im Drogentherapie- Zentrum Hohehorst in Schwanewede von der Drogensucht loskommen will. Und er ist einer von vier ehemaligen Drogenabhängigen, die jetzt zusammen mit einer achten Klasse der Gesamtschule Mitte einen Klassenraum renoviert haben.

Ein Ziel des viertätigen Projektes war es, bei den SchülerInnen “konstruktive Betroffenheit“ zu erzeugen, formuliert Martin Grotjahn von der Drogenhilfe Bremen fachgerecht. Die Drogenhilfe unterhält das Therapiezentrum in Hohehorst. LehrerInnen und DrogenberaterInnen haben die Erfahrung gemacht, daß sie mit abstrakten Unterrichtseinheiten und den üblichen „Abschreckungsszenarien“, so Grotjahn, nicht viel weiter kommen. Grotjahn: „Bei diesem neuen Ansatz haben sich SchülerInnen und ehemalige Drogenabhängige kennengelernt und sich unmittelbar über Drogenprobleme auseinandergesetzt.“

In der „drogenfreien Zone“ des Therapiezentrums Hohehorst leben ehemals Abhängige, die alles mögliche gespritzt haben. Sie organisieren ihr Leben weitgehend selbst und haben die Möglichkeit, eine Ausbildung zu KöchInnen oder TischlerInnen zu machen.

Innerhalb von drei Tagen haben drei Männer und eine Frau aus Hohehorst zusammen mit den 16 SchülerInnen die Klasse der Gesamtschule Mitte von Grund auf renoviert: Jetzt sind die Wände oben weiß und unten grau gestrichen. Die Fensterrahmen erstrahlen in neuem Glanze und Heizkörper sehen aus, als seien sie gerade frisch geliefert worden. Schwierig wurde es mit der Türe des Klassenraumes — die war eingetreten und in einem traurigen Zustand. Dirk und vier SchülerInnen brachten die Türe in die Tischlerei nach Hohehorst, setzten neue Teile ein, erneuerten die Leisten und polierten sie zusammen mit dem Meister wieder auf. Dabei bekamen die SchülerInnen einen Einblick in den Alltag der Drogeneinrichtung. Clara: „Zuerst haben wir uns nicht getraut zu fragen, aber dann haben wir vieles direkt erfahren, und nicht immer nur über tausend Ecken.“ Die Gefahren des Drogenkonsums bekamen die SchülerInnen unmittelbar mit, als bekannt wurde, daß eine Frau, die drei Wochen vorher Hohehorst verlassen hatte, an einer Überdosis gestorben war.

Frederike von der Gesamtschule sagt: „Ich fand es gut, daß wir die Leute aus Hohehorst kennengelernt haben. Wir haben ganz normal zusammengearbeitet. Genauso wie die SchülerInnen würde auch Dirk das Projekt gerne wiederholen. „Es ist gut, hier mal rauszukommen und Kontakte zu knüpfen“, sagt er. Eigentlich sind alle voll des Lobes über den neuartigen Versuch, die Lehrerin Sybille Redecker, Martin Grotjahn und selbst Bildungssenator Henning Scherf.

Martin Grotjahn sucht im Augenblick weitere Schulen, die für den Projektansatz offen sind. „Allerdings ist das kein Beitrag, die leeren Staatskassen zu schonen und Schulen billig zu renovieren. Ich habe auch nicht das Gefühl, daß der Senat diese Absicht hat.“ Für die Renovierung mußte der Senat nur die Farbe bezahlen, die Arbeit wurde kostenlos geleistet. och

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