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Kauft nichts von Kriegsgewinnlern!

■ Verbraucher Initiative ruft zum Boykott von Konsumgütern und Firmen auf

“Kein Krieg für Öl! — Kein Geld für Krieg“, fordert die Verbraucher Initiative Bremen und ruft zu „bewußtem Verbraucherverhalten“ auf. Ab sofort sollten keine Produkte mehr von solchen Firmen gekauft werden, die mit Rüstungsexporten den Golfkrieg erst möglich gemacht haben. Denn sie würden, trotz Tausenden von Opfern und ökologischer Katastrophe, die Gewinner des Konfliktes sein.

Zu ihnen gehören mehr als 50 bundesdeutsche Firmen, die über Jahre Waffen und Rüstungsmaterial an den Irak geliefert haben. „Niemand zwingt uns, Waschmaschinen oder Glühbirnen von Firmen zu kaufen, die gleichzeitig Rüstungselektronik produzieren“, heißt es in einem Informationsblatt. Dort werden auch eine Reihe von Firmen mit entsprechenden Produkten und Alternativen genannt.

Waffen und Mikrowellenherde Zum Beispiel

AEG: Die Tochterfirma von Daimler-Benz hat Waffen und Munitionsproduktionsanlagen in den Irak geliefert. Ansonsten produziert sie Haushaltsgeräte wie Geschirrspüler, Backöfen, Mikrowellenherde, Staubsauger, Büromaschinen und Elektronik. Preussag: Sie hat Gebäude, beziehungsweise Einzelteile für Chemiewaffenfabriken an den Irak geliefert. Ansonsten ist sie im Bereich des Bergbau, Metall und Hüttentechnik tätig (weitere Firmen siehe Kasten).

Oder BP: Die deutsche BP lieferte Ausrüstung für militärische Forschung in den Irak. Ansonsten liefert sie Öl und Benzin und ist gemeinsam mit der Bayer AG der größte Hersteller von Polyethylen. Zusammen mit der Firma Globol stellt sie haushaltschemikalien her.

Das grundlegende Problem sieht die Organisation, die sich nicht nur als Lobby der VerbraucherInnen begreift, sondern auch politische Kraft sein will, im Nord-Süd-Gefälle. „Es wäre nie zum Krieg gekommen, wenn es nicht um die Interessen und Firmen der reichen Länder gegangen wäre“, sagt Peter Bergfriede, ehrenamtlicher Mitarbeiter der Kontaktstelle in Bremen. Wer gegen den „Krieg für Öl“ sei, müsse auch für eine gerechtere Weltwirtschaft eintreten. Er müsse für sich selbst einen „verantwortlicheren Lebensstil“ wählen. Sonst würden dem „Krieg für Öl“ andere Kriege folgen, etwa: Ein Krieg für Kupfer! oder: Ein Krieg für Soja! „Wir brauchen heute vor allem politisch bewußte Konsumenten und dazu soll die Aktion beitragen“.

Viele Leute seien sich gar nicht darüber bewußt, welche Macht sie hätten, meint auch Jutta Draub-Ketelaar, die ebenfalls bei der Initiative mitarbeitet. „Tag für Tag können sie entscheiden, welche Dinge sie kaufen.“ Wie wirkungsvoll Verbraucherboykotte sein könnten, habe eine Aktion in Hamburg gezeigt. Dort hatten sie Einkaufstrupps „gegen den Verpackungswahn“ zusammengefunden. An einem verabredeten Tag stürmten sie Karstadt und kauften dort bewußt Dinge, die mit völlig überflüssigen Plastik-, Papp-, Folien-oder Holzverpackungen versehen waren, um sie dann demonstrativ liegen zu lassen. Die Aktion wurde mehrere Male wiederholt, angeblich mit Erfolg: Karstadt war genervt und begann nachzudenken. „Mit Rüstungsfirmen ist das natürlich viel schwieriger“, räumt Jutta Draub-Ketelaar ein. Dennoch ist auch diese Aktion ein Schritt in die richtige Richtung. Birgit Ziegenhagen

In der Bremer Kontaktstelle der Verbraucher Initiative, Donandtstraße 4, können alle InteressentInnen Flugblätter und weitere Informationen zu Aktionen in Bremen erhalten. Rufnummer: 3499077

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