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Winnie Mandela vor Gericht

Anklage lautet auf Entführung und Körperverletzung  ■ Aus Kapstadt Hans Brandt

Gestern begann in Johannesburg das langerwartete Verfahren gegen Winnie Mandela wegen Entführung und Körperverletzung. Im Dezember 1988 waren vier Jugendliche aus einer Kirche in Soweto in das Haus der Ehefrau des ANC-Vizepräsidenten Nelson Mandela entführt und dort zusammengeschlagen worden. Einer von ihnen, der 14jährige Stompie Seipei, wurde ermordet. Winnie Mandela soll während der Angriffe Tee ausgeschenkt haben und sich an den Attacken beteiligt haben. Jerry Richardson, ein enger Vertrauter von Winnie Mandela und Trainer des „Mandela United“-Fußballklubs, wurde letztes Jahr für den Mord zum Tode verurteilt.

Bei Eröffnung des Verfahrens, zu dem Winnie Mandela in Begleitung ihres Mannes erschien, beantragte der Staatsanwalt die Vertagung auf den Nachmittag, um die Anklageschrift zu ändern. Es gilt als wahrscheinlich, daß die Namen von vier der sieben Mitangeklagten, die auf Kaution freigelassen wurden und seit Dezember verschwunden sind, gestrichen werden.

Der ANC nimmt Winnie Mandela in Schutz und behauptet, daß es sich um ein politisches Verfahren handelt. Das Verfahren hat schon eine Menge schmutzige Wäsche zum Vorschein gebracht. Winnie Mandela hat dem methodistischen Priester, bei dem die entführten Jugendlichen Zuflucht vor der Polizei gefunden hatten, vorgeworfen, die Jungen sexuell mißbraucht zu haben. Ihr „Fußballklub“ ist außerdem als eine brutale Schlägertruppe verurteilt worden, der auch von Polizeispionen infiltriert worden war.

Zwei der prominentesten Menschenrechtsanwälte Südafrikas werden Winnie Mandela verteidigen. George Bizos war Mitglied des Verteidigerteams, das Nelson Mandela und andere ANC-Führer in den 60er Jahren vor der Todesstrafe rettete. Und Dikgang Moseneke ist gleichzeitig ein prominenter Führer des radikalen Panafrikanistischen Kongresses (PAC).

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