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Schauspieltod

■ Wenn der Bürgermeister ins Theater geht ...

Wie in einer Presseerklärung nachzulesen ist, hat der neue Intendant des Staatstheaters, Peter Girth, noch vor seinem Amtsantritt die Verträge von Schauspielchef Klaus Weise und Chefdramaturg Burkhard Nemitz „in gegenseitigem Einvernehmen zur kommenden Spielzeit aufgelöst“. Der Haken an der Sache: Schauspielchef und Chefdramaturg haben in den letzten zwei Jahren mit beachtlichen Uraufführungen und zum Teil überdurchschnittlich guten Inszenierungen für überregionale Resonanz gesorgt und wollten ihre Arbeit mit dem Ensemble eigentlich fortsetzen. Mitte letzten Jahres jedoch ging Darmstadts Oberbürgermeister Günther Metzger ins Theater, verstand die Welt nicht mehr und holte sich Peter Girth, auf daß er die Leitung des Schauspiels entferne (wir berichteten).

Soweit die Handlung — zu den Akteuren der Farce: Günther Metzger geriet als Oberbürgermeister schon 1987 in die Schlagzeilen. Anläßlich der Verleihung des Georg-Büchner-Preises an Erich Fried sorgte er mit einer Rede dafür, daß der Dichter den Saal verließ. Der neue Intendant, Peter Girth, war noch nie Intendant eines Dreispartenhauses und bisher lediglich für Orchester zuständig. Zuletzt verließ er die Düsseldorfer Symphoniker wegen Differenzen mit dem Generalmusikdirektor. Als Nachfolger des entlassenen Schauspielchefs holt er sich Joachim Johannsen — der allerdings ist gar kein Regisseur und trat zuletzt als Dramaturg von Gerd Heinz in Erscheinung, dem früheren Züricher Intendanten. In Darmstadt haben bereits die ersten Schauspieler gekündigt, daß Oberspielleiterin Lore Stefanek bleiben wird, ist unwahrscheinlich. In Darmstadt muß das Schauspiel sterben, weil es lebendig wurde. jüb

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